That‘s the Blues: Der Underdog und sein Traum vom besseren Leben iregndwo da draußen.

Schultze gets the Blues

That‘s the Blues: Der Underdog und sein Traum vom besseren Leben iregndwo da draußen.

24.11.2015

Von che

Schultze gets the Blues

Sachsen-Anhalt, Gegenwart. Mit einigen anderen Kumpels wird Kali-Bergwerker und Hobbymusiker Schultze in den Vorruhestand abgewickelt. Was tun? Daheim der Frau auf den Wecker fallen? Schultze hat keine. Jeden Tag im Schachclub, Schrebergarten, in der Kneipe abhängen? Schultze hört erst mal Radio, und als da plötzlich ein Stück Zydeco, jener extatische Akkordeon-Blues aus der Gegend um New Orleans, durch den Äther schwirrt, passiert es: Schultze gets the Blues. Dahinter steckt mehr, als nur die Liebe zur Musik. Schultze erfasst eine tiefe Traurigkeit und eine unbestimmte Sehnsucht, dass irgendwo ein anderes, besseres Leben wartet als zwischen den Abraumhalden, Industriebrachen und Windrädern Sachsen-Anhalts.

Es dauert ein Weilchen, bis Schultze das kapiert. Zwei Filmdrittel lang lässt er sich noch einmal durch die triste Polka-Seligkeit seines bisherigen Lebens treiben, als traue er seinen eigenen Empfindungen nicht recht über den Weg. Dann aber ist Schluss mit Anhalt. Schultze packt sein Köfferchen und sein Akkordeon und macht sich auf den Weg in die Sümpfe Louisianas.

Wer nun eine Emanzipationsgeschichte nach dem Strickmuster von „Brot und Tulpen? oder dem thematisch ähnlichen „Out of Rosenheim? erwartet, wird eher enttäuscht. Vom Ausbruch aus einem fest gefahrenen Leben (bei Schultze kommt noch sein massiger Körperpanzer erschwerend hinzu) berichtet Regisseur Michael Schorr nur beiläufig. Der Film will uns auch nichts lehren, es geht nur um Schultze. In ellenlangen Einstellungen und meist grau verschleierten Bildern schauen wir zu, wie er seine Kameraden im Musikverein mit seiner frisch entfachten Leidenschaft verstört, sich nach Anweisungen aus dem Radio ein Abendessen kocht oder später in einem Boot durchs Mississippi-Delta schippert. Mehr als einem realen Charakter gleicht dieser von Horst Krause großartig und im wahrsten Sinne verkörperte Schultze jenen unwirklichen, mehr symbolisch gemeinten Träumern und Melancholikern in den frühen Filmen von Jim Jarmusch und Aki Kaurismäki. Mit jenen zählt Schorrs Film zu den ganz wenigen, die das Wesen des Blues in kongeniale Kino-Bilder übersetzen.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 01sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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bLue 16.06.200412:00 Uhr

Wie die meisten deutschen Filme schlecht!

Gb 14.06.200412:00 Uhr

Ein wirklich grauenhafter Film das ist meine Meinung..

Red 10.06.200412:00 Uhr

Sehr guter Film

Blue 07.06.200412:00 Uhr

Was für total alte Leute so was Langweiliges...naja wems gefällt....

Michael Schneider 06.06.200412:00 Uhr

super film, der auf den boden der realität zurückholt und dennoch zum träumen verführt

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