Tübingen

Schweigen im Walde

Sorge im Tübinger Gemeinderat: Fährt die inklusive Betreuung in den Schulen bald gegen die Wand? („Bei der Inklusion alleingelassen“, 15. Mai). Dazu gab es einen Leserbrief von SPD-Stadträtin Ingeborg Höhne-Mack und eine Reaktion darauf von Andrea Hess (20. Mai).

23.05.2019

Von Ingeborg Höhne-Mack, Tübingen

Die einen fühlen sich mit der Inklusionsaufgabe alleingelassen – für andere ist die Inklusion an allem schuld. Das gilt für eher konservative Lehrerverbände, aber auch für Teile der Politik. Grundschulkinder können nicht mehr lesen und schreiben? Achtklässler schneiden in bundesweiten standardisierten Tests schlecht ab? Immer wieder wird bei der Ursachensuche die Inklusion angeführt. Das stimmt natürlich schon deswegen nicht, weil sich der Großteil der Kinder/Jugendlichen mit festgestelltem sonderpädagogischem Förderbedarf nach wie vor in SBBZ (Sonderschulen) aufhält, auch wenn die Anzahl von Schüler(inne)n, die inklusiv beschult werden, allmählich wächst. Dass sie wächst, liegt auch daran, dass Eltern den Anspruch ihres Kindes auf gemeinsamen Unterricht in der Regelschule seit Einführung des Inklusions- und der Änderung des baden-württembergischen Schulgesetzes unter einem SPD-geführten Kultusministerium energischer verfolgen (können).

Und, da hat Frau Hess völlig recht, es gibt viele Schulen, die sich auf den Weg machen. Aber deren Forderungen nach Verankerung einer echten Inklusionspädagogik als Pflichtbestandteil in allen Lehramtsstudiengängen im Land, die werden nicht oder kaum berücksichtigt. Wo bleibt der Druck der grünen Landtagsfraktion in dieser Sache? Stattdessen: Schweigen im Walde.

Übrigens: gerade Eltern behinderter Kinder brauchen verlässliche Ganztagsangebote – wann hört das Kultusministerium endlich auf, in dieser Sache herumzueiern?

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Erstellt:
23.05.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 38sec
zuletzt aktualisiert: 23.05.2019, 01:00 Uhr

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