Wie kriegt man sein Nachbarsmädel (nicht) rum? Witziges Spiel zwischen Wirklichkeit, Wunsch- und Alptraum.

Science of Sleep - Anleitung zum Träumen

Wie kriegt man sein Nachbarsmädel (nicht) rum? Witziges Spiel zwischen Wirklichkeit, Wunsch- und Alptraum.

24.11.2015

Von che

Science of Sleep - Anleitung zum Träumen

Die DVD erscheint zum Kaufen und Leihen am 18. Oktober 2007. Sie enthält einen Audiokommentar von Michel Gondry, Gael García Bernal und Charlotte Gainsbourg, Interviews mit Stab und Besetzung, den Videoclip zum Song "If You Rescue Me" und mehr.

Siehe auch: Charlotte Gainsbourg - Das ewige Mädchen

Gerade wurde „Science Of Sleep? mit einem Europäischen Filmpreis für das beste Szenenbild ausgezeichnet. Das ist angesichts seines phänomenalen Designs nur gerecht, andererseits aber ein bisschen wenig Ehre für einen Film, der in diesem Kinojahr zumindest in punkto Originalität keine kontinentale Konkurrenz zu fürchten braucht. Mit dieser im besten Sinne verschrobenen Liebestragikomödie toppt Regisseur Michel Gondry sogar seinen vorzüglichen Vorgängerfilm „Vergiss mein nicht?.

Stéphane (Gaël Garcia Bernal) ist der Karriere wegen aus Mexiko nach Frankreich übergesiedelt. Allerdings entpuppt sich der vermeintliche Traumjob in einem Kalender-Verlag schon bald als nervtötend stumpfsinnig. Etwas besser lässt sich das Privatleben an. Mit der bezaubernden Stéphanie (Charlotte Gainsbourg) in der Wohnung nebenan ergibt sich trotz seiner notorischen Schüchternheit ein gut kumpelhaftes Verhältnis. Den Versuchen, es zu einer Liebesbeziehung zu veredeln, kommt jedoch regelmäßig Stéphanes überschäumende Fantasie in die Quere. Insbesondere ist er außerstande, die Wirklichkeit von seinen wild wuchernden Wunsch- und Alpträumen zu trennen, was die Angebetete alsbald aufs Heiterste oder Bitterste kompromittiert.

Mag man diese vertrackte Boy-Meets-Girl-Geschichte noch halbwegs klassisch nennen, so zählt Gondrys Inszenierung zum abgedrehtesten, was es auf Kino-Leinwand je zu bestaunen gab. Als gelte es, die allmächtig gewordenen Computer-Tricksereien zu unterminieren, setzt der mit Musikvideos (Björk, White Stripes, Rolling Stones) bekannt gewordene Regisseur durchgängig auf handgemachte Effekte und Bastelarbeiten. In Stéphanes bizarren Hirngespinsten sind die Städte aus Toilettenpapier, die Landschaften aus Filz oder Watte und die Ozeane aus Zellophan. Wir begegnen Stofftieren mit verblüffenden Fähigkeiten, bekommen Einblick in ein aus Eierkartons gebasteltes Fernsehstudio und sehen im Hintergrund urtümliche Super-8-Filme flimmern. In dieser Wunderwelt irgendwo zwischen fröhlicher Kindergeburtstags-Party und sanftem LSD-Trip ist Stéphane bei sich selbst. Hier kann er seine Gefühle ausleben, während er am Zynismus des realen Lebens konsequent scheitert. Da Nachbarin Stéphanie von ähnlich naiv verträumtem Gemüt ist, scheint das Happyend nach einigen emotionalen Verschlingungen unausweichlich. Ob in Wirklichkeit oder im Traum ? darüber kann man freilich endlos streiten.