Diese Lektion vom Reichtum der Sexualität musste einmal erteilt werden – aber warum so holzschnittig?

Secretary

Diese Lektion vom Reichtum der Sexualität musste einmal erteilt werden – aber warum so holzschnittig?

24.11.2015

Von che

Secretary

Masochismus ist (laut Brockhaus) eine psychosexuelle Disposition, bei der eine geschlechtliche Erregung nur durch Erleiden von Misshandlungen erreicht wird. Wer eine solche Neigung für eine schlimme Triebverirrung hält, dem muss man diesen Film unbedingt als Pflichtstoff empfehlen. Denn es ist das Anliegen des Regisseurs Steven Shainberg, diese Spielart des Sexuellen aus dem Zwielicht sowohl des Schwarzledernen als auch des Lifestyle-Schicken (ganz zu schweigen vom Frauenfeindlichen) zu holen.

Demonstrationsobjekt ist die junge Lee (Maggie Gyllenhaal), deren Hang zur Autoaggression auch ein Aufenthalt in der Psychiatrie nichts anhaben konnte. Erst als sie eine Stelle als Sekretärin bei einem verdrucksten Anwalt (James Spader) antritt, wendet sich alles zum Guten. Denn hinter dessen pedantischem Gehabe sieht Lee eine sadistische Ader schimmern. Und über mancherlei Umwege gelingt es den beiden, ihre bislang krankhaft verdrängten Leidenschaften harmonisch in die wunderbare Welt der Liebe zu einzugliedern ? Handschellen und Hinternverohlen inklusive.

Das Schöne an dieser etwas anderen Loverstory ist, dass Shainberg sie weder zum O-là-là-Spektakel noch problemhubernd zum Seelendrama aufbauscht. Sie passiert einfach, und das ist gut so. Schade nur, dass die ehrenwerte Gesinnung von erheblichen Gestaltungsmängeln durchkreuzt wird. Lees Krankheitsbild steckt randvoll mit Psycho-Klischees (hysterische Mutter!), ihre Schritte zur Emanzipation wirken wie am Reißbrett konstruiert. Nie hat man den Eindruck, dass sich diese Geschichte auch im wirklichen Leben hätte zutragen können. Eher wirkt sie wie ein zur Spielhandlung verdichtetes Thesenbündel ? Oswalt Kolle abzüglich der sexualwissenschaftlichen Einschübe.

Dass man „Secretary? dennoch mit einigem Genuss verfolgt, liegt an Newcomerin Maggie Gyllenhaal. Wie sie die Kurve von der verschüchtert Leidenden zur selbstbewusst Liebenden kriegt und dabei das komische, dramatische und romantische Potenzial ihrer Rolle bis zum Anschlag ausreizt ? das deutet auf den Beginn einer ganz großen Karriere hin.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Boris Dollinger 08.11.200312:00 Uhr

Eine Liebeskomödie! Und zwar eine ziemlich gute, wenn auch nicht unbedingt sehr konventionelle sondern eher ungewöhnliche! in jedem fall aber sehr sehenswert!

rumpelh 08.11.200312:00 Uhr

die hervorragenden schauspieler machen den film zu einem erlebnis. allen voran maggie gyllenhaal ist klasse.

Sebastian Selig 23.09.200312:00 Uhr

Der Film führt einem mal wieder recht einleuchtend vor Augen warum Frauen so wunderbar und Männer Feiglinge sind.
Wer SM vor allem als trostlose Angelegenheit zwischen gelangweilten Vorstadtspießern kennt wird echt überrascht sein wie warm auch hier die Liebe reinknallen kann. Maggie Gyllenhaal ist schlichtweg hinreissend. Man sollte sie an den Zehen kitzeln und mit Honigdrops füttern.

20.09.200312:00 Uhr

Wunderbar gespielt von der Hauptdarstellerin. Ein Erlebnis!

Stan 16.09.200312:00 Uhr

Ich hab der Vorpremiere im Arsenal beigewohnt und bin mir auch eine Nacht später noch nicht sicher, ob es sich hierbei wirklich um eine Komödie im herrkömmlichen Sinne handelt. Dafür ist der Hintergrund, aber auch die gezeigten Bilder teilweise sehr eindringlich. Es gibt viele Szenen, über die man lachen kann, Liebhaber eines etwas derberen Humors werden ihre Freude haben.