Eine Liebeserklärung an das Leben und an die georgische Hauptstadt Tiflis.

Seit Otar fort ist

Eine Liebeserklärung an das Leben und an die georgische Hauptstadt Tiflis.

24.11.2015

Von Dorothe Hermann

Seit Otar fort ist

Um die Jahrhundertwende mag es solche Wohnungen in Paris gegeben haben und in Wien. In Zeiten des Laptop- und CD-Minimalismus muss man vielleicht weit nach Osten fahren, um diese Atmosphäre wiederzufinden: Bücher an den Wänden, ein Diwan, die großzügigen Räume von Kerzenlicht erhellt. Wie man sich eben behilft bei Stromausfall. Oder wie das Licht schwindet bei einer undeutlichen Erinnerung. Eine Meisterleistung der Kamera von Christophe Pollock.

Jede auf ihre Weise sind Großmutter Eka, Tochter Marina und Enkeltochter Ada Lebenskünstlerinnen, denn der Alltag in Tiflis ist so, dass ein Arzt für eine ungewisse Zukunft im „Westen? die georgische Hauptstadt lieber verlässt. So wie Otar, Ekas Sohn, der in Paris illegal auf einer Baustelle arbeitet ? bis er zu Tode stürzt.

Marina und Ada wagen es nicht, die alte Frau mit der Nachricht zu konfrontieren. Sie beginnen, an Otars Stelle Briefe zu schreiben ? um den Sohn für Eka am Leben zu halten.

Paris ist schon lange der Sehnsuchtsort der Familie. Der Großvater hinterließ eine wertvolle Sammlung französischer Literatur. So kann Ada die Großmutter bei der Fußmassage mit Passagen aus Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit? unterhalten. Derweil sichert Marina den Unterhalt der Familie durch den allmählichen Verkauf des Hausrats.

Eines Tages sind alle Bücher verschwunden. Ein Sakrileg, das sich nur Eka erlauben konnte. Vom Erlös besorgt sie Flugtickets nach Paris. Sie will sich endlich selbst davon überzeugen, wie ihr Sohn zurecht kommt in dem fremden Land . . .

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 48sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Lado 30.11.200412:00 Uhr

Es ist ein sehr wunderschöner Film, den jeder ansehen muss.