Gesundheit

Moderne Medikamente und alte chinesische Medizin

Die Horber Klinik für Geriatrische Rehabilitation erweitert ihr schmerztherapeutisches Angebot.

11.12.2018

Von Philipp Koebnik

Der Schmerztherapeut Dr. Hermann Schwarz. Bild: Philipp Koebnik

Der Schmerztherapeut Dr. Hermann Schwarz. Bild: Philipp Koebnik

Seit etwas mehr als einem Jahr ist Markus Klotz Chefarzt der Klinik für Geriatrische Rehabilitation Horb. Er habe, so sagte er am Montag beim Pressegespräch, „die Notwendigkeit erkannt, dass wir hier auf vielen Feldern mit auswärtigen Experten zusammenarbeiten müssen“. Das gelte nicht zuletzt für die Schmerztherapie. Denn: Rund drei Viertel der Patienten leiden unter Schmerzen, schätzt Klotz. Dazu zählt er etwa Patienten mit einem gebrochenen Knochen und solche, die eine Operation an der Wirbelsäule hinter sich haben, sowie Osteoporose-Patienten, die zu einem krummen Rücken neigen.

Um den Patienten eine bessere, individuell angepasste Schmerztherapie anbieten zu können, hat die Klinik – in Kooperation mit dem Krankenhaus Freudenstadt – den Orthopäden und Schmerztherapeuten Dr. Hermann Schwarz gewinnen können. Er unterhält eine Zweitpraxis in Horb – neben seiner Freudenstädter Praxis. In der Geriatrischen Klinik hat er bislang schon Sprechstunden angeboten.

Die Behandlung von Schmerzen sei „sehr, sehr komplex“, da sie oft verschiedene Ursachen haben und viele Betroffene unter mehreren Erkrankungen leiden, erklärte Schwarz. Außerdem haben Medikamente Nebenwirkungen sowie Wechselwirkungen untereinander. In der stationären Behandlung können die Ärzte die Medikamente langsam eindosieren und die verschiedenen Wirkungen beobachten, bevor sie die Patienten in die ambulante Betreuung entlassen.

Die Klinik verfolgt einen Ansatz „multimodaler Schmerzbehandlung“. Hierbei kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz : Physiotherapie, Medikamente, aber auch psychologische Betreuung. Es gehe darum, den Patienten ganzheitlich zu betrachten und das Fachwissen aus unterschiedlichen Bereichen zusammenzubringen. Darin sehe er „einen großen Bedarf und eine große Chance“, so Schwarz. Die gelernten Übungen können die Patienten zu Hause weiterführen.

Mehr noch: Auch alternative Heilmethoden, deren Nutzen offenkundig ist, selbst wenn er wissenschaftlich nicht erklärt werden kann, finden in der Geriatrischen Klinik seit Neuestem Anwendung. Dafür habe man Experten im Haus, sagte Klotz. Das gilt etwa für Akupunktur, Qigong und Klangschalen-Massagen. Die chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform Qigong zum Beispiel erweitere – ganz ohne Nebenwirkungen – den Bewegungsumfang der Gelenke und verbessere dadurch „enorm die Konzentration“, sagte Klotz. Das wiederum hilft, Stürze zu vermeiden. Wenn die Menschen in China damit seit Jahrtausenden gute Erfahrungen machten, „muss ja was dran sein“, meinte Ralf Heimbach, Geschäftsführer der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt. Und Schwarz findet: „Jede Methode, die mehr nutzt als schadet, ist eine gute Sache.“ In anderen Worten: „Wer heilt, hat Recht.“

Das Wichtigste sei, dass die Patienten „auf die Beine kommen“, betonte Schwarz. Denn wenn diese sich wegen ihrer Schmerzen kaum bewegen, führt das zu Muskelschwund, was langfristig die Schmerzen verstärkt. Deshalb sei es so wichtig, die Patienten zu mobilisieren. Dann können sie wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, statt sich zurückzuziehen. Den Kopf mit anderen Gedanken zu füllen, wirke sich wiederum positiv aufs Schmerzempfinden aus.

Zur Schmerzlinderung werden in der Klinik etwa Opiate, aber auch „ganz moderne Medikamente“ eingesetzt, so Schwarz. Bei ersteren müsse man wegen ihrer Gefahren vorsichtig sein, weshalb sie „nur ein Instrument von vielen“ seien.

In der Regel sind die Patienten zwei bis drei Wochen im Haus. Grundsätzlich sei die Schmerzbehandlung bei Älteren aber eine lebenslange Aufgabe, betonte der Chefarzt. Mit dem erweiterten Angebot hofft Heimbach nun auch auf eine steigende Nachfrage, um die 50 Betten im Haus künftig optimal auszulasten.

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Erstellt:
11.12.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 11.12.2018, 01:00 Uhr

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