VfB Stuttgart

Selbstbewusst, mit klarem Blick und taktischer Finesse

Tayfun Korkut hat beste Aussichten, sich als Trainer des Traditionsklubs zu etablieren, wenn es ihm gelingt, die Mannschaft zu stabilisieren.

06.03.2018

Von ARMIN GRASMUCK

Tayfun Korkut steht seit 29. Januar als Cheftrainer des VfB Stuttgart unter Vertrag, als Spieler war er von 1987 bis 1995 in der Jugend und in der ersten Mannschaft des Lokalrivalen Stuttgarter Kickers aktiv. Foto: Matthias Balk/dpa

Tayfun Korkut steht seit 29. Januar als Cheftrainer des VfB Stuttgart unter Vertrag, als Spieler war er von 1987 bis 1995 in der Jugend und in der ersten Mannschaft des Lokalrivalen Stuttgarter Kickers aktiv. Foto: Matthias Balk/dpa

Stuttgart. Fußball ist ... wenn es plötzlich läuft – und keiner genau weiß, warum. Seit fünf Wochen ist Tayfun Korkut als Trainer des VfB Stuttgart angestellt. Seine Bilanz liest sich prächtig: fünf Spiele in der Bundesliga, vier Siege, ein Unentschieden. Das macht 13 Punkte, 7:3 Tore und Platz neun in der Tabelle. Tendenz steigend. Und doch, die Skepsis rund um den Traditionsklub, auch und speziell in den Kreisen der hartgesottenen Anhänger, bleibt groß.

Tayfun Korkut? Ausgerechnet der Fußballlehrer, der Ende Januar als Nachfolger des am Ende ausgezehrt wirkenden Trainers Hannes Wolf mir nur spärlichem Beifall in Stuttgart empfangen wurde. Die Referenzen, die er aus der Arbeit bei seinen vorherigen Klubs in Hannover, Kaiserslautern und Leverkusen vorzuweisen hatte, schienen dürftig. Ist Korkut der Retter des großen VfB?

„Er versucht, einen einfachen Fußball spielen zu lassen, der uns jetzt hilft“, so erklärt es Andreas Beck, der Verteidiger, der unter dem neuen Trainer wieder als feste Größe in der Mannschaft gesetzt ist. „Es freut uns alle, dass es von Erfolg gekrönt ist. Mich freut es auch für ihn persönlich.“

Großartige Möglichkeiten, die Mannschaft personell neu zu strukturieren, blieben Korkut eigentlich keine. Doch mit kleinen, geschickten Varianten hat er es geschafft, seiner Elf ein neues Gesicht zu geben. Er nahm Holger Badstuber aus der Abwehr und stellte ihn auf die zentrale Position im defensiven Mittelfeld. Dort bildet der Routinier zusammen mit den jungen Innenverteidigern Timo Baumgartl und Benjamin Pavard das stabile Bollwerk, das dem VfB lange Zeit fehlte. Erik Thommy, geboren in Ulm und in der Winterpause vom FC Augsburg gekommen, glänzt unter dem neuen Trainer als erfrischendes und belebendes Element auf den Außenbahnen.

Korkut selbst gibt sich betont nüchtern und zurückhaltend. „In der zweiten Halbzeit hat sich die Mannschaft in die Partie reingebissen, letztlich haben wir ein Tor mehr geschossen als der Gegner und deshalb das Spiel gewonnen“, so kommentierte der VfB-Trainer den knappen 3:2-Erfolg am Sonntag in Köln. Für kecke Analysen, wie sie etwa Jürgen Klopp in jeder Lebenslage zu formulieren vermag, oder verbale Seifenblasen ist er keinesfalls zu haben.

Korkut, vor knapp 44 Jahren als Sohn türkischer Gastarbeiter in Stuttgart geboren, ist ein ruhiger und besonnener Vertreter seiner Zunft, der in dieser Phase, da die junge, freche und mit Dutzenden der sogenannten Matchpläne samt Bestnoten ausgestattete Generation der Fußballlehrer in die Bundesliga drängt, fast ein wenig aus der Zeit fällt.

Freunde und Kollegen, die ihn seit Längerem begleiten, bescheinigen dem Stuttgarter Trainer große Kompetenz in der Analyse des Spiels und den bemerkenswert klaren Blick für das Geschehen auf dem Rasen. Mit taktischen Kniffen hat es Torkut bei der Partie in Köln dementsprechend geschafft, seine Elf, die in der ersten Hälfte überfordert schien, auf Kurs zu bringen. Er beorderte Badstuber zurück in die Abwehr, zog Thommy vom linken auf den rechten Flügel. Und siehe da, der VfB kam plötzlich viel griffiger daher, dagegen wirkten die Kölner spürbar überrascht. Thommy, der schwäbische Wirbelwind, bereitete schließlich die Treffer vor, die Beck und zweimal Mario Gomez erzielten.

Neue Angriffslust

Das auffällige Zeichen des Stuttgarter Aufschwungs ist die Körpersprache. Unter dem Trainer Wolf wirkten die VfB-Profis zuletzt durchweg niedergeschlagen, kraftlos und nur mäßig inspiriert. Korkut hat es in kürzester Zeit geschafft, seiner Mannschaft neues Selbstvertrauen zu vermitteln. Die Stuttgarter agieren weit giftiger, sie stehen enger zusammen – freilich ohne groß zu glänzen. Die Punkte, die sie im Kampf gegen den Klassenerhalt eingefahren haben, sind der Lohn für den aufrichtigen Einsatz.

Für Korkut geht es nun darum, den positiven Trend zu stabilisieren. Der Trainer gilt in der Stadt und im Verein als exzellent vernetzt. Er darf selbst Bundestrainer Joachim Löw zu seinen Vertrauten zählen, dem der VfB seit jeher besonders am Herzen liegt.

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Erstellt:
06.03.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 06.03.2018, 06:00 Uhr

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