Tübingen

Seltsame Vorstellung

„Au macht Aua“: In ihrem Beitrag zur „Mittwochspalte“ äußerte sich die Tübinger CDU-Gemeinderätin Sandra Ebinger wenig respektvoll über die Bürgerinitiative, die eine Bebauung des Au-Brunnen-Schutzgebiets verhindern will.

15.04.2017

Von Johann Rapp, Tübingen

Sehr geehrte Frau Ebinger, gemäß Ihrer „Mittwochspalte" bin ich Mitglied in einer „aufgeheizten Gruppierung", die „aus dem Boden gestampft wurde" mit dem Ziel, „Fehler früherer Entscheidungen zu vertuschen". Und damit kein „beteiligter Bürger", dessen Argumente Sie gnädigst anhören wollen.

Für meine Begriffe ist dies eine etwas seltsame Vorstellung von demokratischen Prozessen. Ich sage Ihnen trotzdem gerne, warum ich bei der BI Au-Brunnen mitmache:

Der Klimawandel schreitet flott voran, schneller als vermutet. Extreme Wetterphänomene häufen sich weltweit. Hierzulande leiden wir seit bald einem Jahr unter Regenmangel. Die Grundwasserspiegel sind auf historischem Tiefstand. Der Wasserstand des Bodensees ist fast dauernd unterdurchschnittlich. Die Bodenseewasserleitung funktioniert glücklicherweise seit fast 60 Jahren ohne Ausfall, sie ist aber dennoch prinzipiell durch Erdrutsche – wie jüngst in Talheim – und Erdbeben gefährdet. Auch die politischen Rahmenbedingungen haben sich leider geändert, Angriffe auf die Wasserversorgung können nicht mehr gänzlich ausgeschlossen werden.

Vor diesem Hintergrund wäre für mich die Beseitigung des ältesten Tübinger Brunnens, der gutes Trinkwasser liefert, ein Schildbürgerstreich. Ich kann es kaum fassen, dass dieses in Verwaltung und Gemeinderat überhaupt ernsthaft diskutiert wird.

Wer das ähnlich sieht, kann uns am Ostermontag ab 11 Uhr am Au-Brunnen, Eisenbahnstraße bei unserem „Osterspaziergang" begleiten.