Cobain

Cobain

Drama um einen 15-Jährigen, der einen Platz in der Welt sucht und seine junge Mutter zur Vernunft bringen will.

17.09.2018

Von Dorothee Hermann

Cobain
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Cobain (Bas Keizer) mag seinen Namen nicht: Wer will schon nach einem Rockstar heißen, der sich in den Kopf geschossen hat. Der 15-Jährige ist zu jung, um allein klarzukommen. Deshalb sucht er nach seiner Mutter Mia: an Orten, wo ein Kid wie er wie ein Fremdkörper wirkt. Sie weist ihn zurück, taucht wieder auf, kann eine mitreißende Unbeschwertheit ausstrahlen, und sagt ihm gleich darauf knallhart, dass er von ihr nichts zu erwarten hat.

Mia ist ein Junkie, und Cobain hat nie etwas anderes erlebt als solche Ambivalenzen. Die belgische Regisseurin Nanouk Leopold („Brownian Movement“) macht das selten explizit. Sie überlässt es dem Zuschauer, aus einem Blick, einer Geste, einer knappen Bemerkung die eigenen Schlüsse zu ziehen. Sie versteht sich auf einen Realismus, der seine gefährdeten Figuren nicht ausbeutet, sondern ihnen etwas Schwebendes, Flirrendes lässt (Kamera: Frank van den Eeden) gibt – eine Freiheit, die sie über eine vorschnelle Kategorisierung als soziale Problemfälle hinaushebt.

Der Junge verbirgt die eigene Verletzlichkeit hinter einer stoischen Entschlossenheit und verschafft sich eine vorübergehende Zuflucht bei Mias ehemaligem Zuhälter Wickmayer (Wim Opbrouck). Nur eine winzige Szene deutet an, dass der leutselige Wickmayer auch andere Seiten hat und sich die Verfügung über alle Körper in der Wohnung anmaßt. Weil es sonst niemanden gibt, der es tun könnte, bereitet Cobain sich auch selbst auf seine sexuelle Initiation vor.

Als Mia erneut schwanger ist, vertauschen sich die Rollen endgültig: Cobain fühlt sich vollends für seine Mutter verantwortlich – bis er beim schockhaften Finale über sich selbst hinauswächs.

Einsamer 15-Jähriger versucht sich selbst und vor allem seine heroinabhängige Mutter zu beschützen.

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Erstellt:
17.09.2018, 18:56 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 51sec
zuletzt aktualisiert: 17.09.2018, 18:56 Uhr

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