Kein Vortrag des Kopp-Autors in Reutlingen

Sicherheitsbedenken als Vorwand für Absage

Der der als rechtspopulistisch geltende Rottenburger Kopp-Verlag hat eine Lesung mit dem früheren Bild-Chefredakteur Peter Bartels, die am Freitag in Reutlingen stattfinden sollte, abgesagt – angeblich wegen Sicherheitsbedenken. Die Polizei weiß davon aber nichts.

10.04.2016

Von Maik Wilke

Der Kopp-Verlag aus Rottenburg ist immer wieder Streitpunkt in Leserbriefen des TAGBLATTS und selbst überregional häufig in den Medien zu finden. Am Freitag sollte nun Ex-Bild-Chefredakteur Peter Bartels im kleinen Saal der Reutlinger Stadthalle über sein Buch „Bild. Ex-Chefredakteur enthüllt die Wahrheit über den Niedergang einer einst großen Zeitung“ sprechen, welches der Kopp-Verlag herausgibt. In dem Buch macht er unter anderem den neuen Bild-Chef Kai Diekmann für den Rückgang der Auflage verantwortlich. Ironischerweise bekam Bartels aber nun selbst nicht einmal den kleinen Saal in der Stadthalle voll – die Veranstaltung wurde mangels Interesse gestrichen.

Als Grund für die Absage nennt der Kopp-Verlag Sicherheitsbedenken. Worin genau diese liegen, kann ein Sprecher auf Nachfrage leider nicht sagen. Demonstranten? Antifa? Die Polizei stutzt bei den Behauptungen über mögliche Sicherheitsbedenken – etwaige Hinweise sind beim Reutlinger Präsidium keineswegs eingegangen, erklärt eine Sprecherin. Überhaupt hat der Kopp-Verlag diese Erklärung für Bartels Fernbleiben von der Stadthalle exklusiv.

Auch die Reutlinger Stadtverwaltung inklusive Ordnungsamt habe im Vorfeld nichts von möglichen Demonstrationen mitbekommen.

Aufgeklärt wird der Widerspruch letztendlich von der Stadthallenorganisation. Der Kopp-Verlag habe schlicht zu wenig Karten für das „Gespräch“ mit Bartels verkauft und noch vor Ostern die Veranstaltung abgesagt. Also schwache Auflage für den Auflagen-Kritiker? Wie viele Tickets verkauft wurden, bleibt beim Kopp-Verlag leider unter dem Schleier des Schweigens. Dabei wollte Bartels doch selbst so einige Wahrheiten enthüllen.

Eine offizielle Meldung des Kopp-Verlags, dass das angedachte „Gespräch“ mit Bartels nicht stattfinden werde, gab es ebenfalls nicht. Dafür meldete sich die Antifa Tübingen-Reutlingen bereits am Freitagabend zu Wort: „Gerade im Kontext des gesellschaftlichen Rechtsrucks und der Wahlerfolge der nicht minder rechtspopulistischen AfD wäre dies eine nicht hinnehmbare Veranstaltung gewesen“, schreibt die Organisation in einer Pressemitteilung. Wären tatsächlich Sicherheitsbedenken im Raum gestanden, hätte sich die Antifa die Absage als Verdienst „der regionalen antifaschistischen Strukturen“ auf die Flagge geschrieben.

Da muss man nun auch die Antifa-Anhänger enttäuschen. Denn Sicherheitsbedenken sind kaum die Gründe für die Absage des am Freitag ziemlich enthüllungslosen Kopp-Verlags. Ziemlich sicher ist nur, dass Kai Diekmann an diesen schwachen Verkaufszahlen unschuldig ist.