Aus bester Hollywood-Lage: Ein edles Tröpfchen Film für den stillen Genießer.

Sideways

Aus bester Hollywood-Lage: Ein edles Tröpfchen Film für den stillen Genießer.

24.11.2015

Von che

Sideways

Mal so richtig auf den Putz hauen. Unter dieser Prämisse machen sich zwei mittelalte Kumpel auf Ferienfahrt ins kalifornische Grüne. Das heißt: Eigentlich gilt die Prämisse nur für Jack (Thomas Haden Church), den etwas einfältigen Draufgänger, der sich eine Woche vor seiner Hochzeit die letzten Hörner abstoßen will. Miles (Paul Giamatti), die intellektuelle Mimose, dagegen suhlt sich hingebungsvoll in seiner von beruflichen und privaten Fehlschlägen rührenden Depression, aus der ihn nur seine obsessive Liebe zu edlem Wein samt den einschlägigen Verkostungs-Ritualen reißen kann. Zum Schürzenjagen muss man ihn dagegen tragen. So stehen die Zeichen alsbald auf Streit, ohne dass ein richtiger Filmkonflikt daraus erwächst.

Denn letztlich, mag sich Regisseur Alexander Payne („About Schmidt?) gedacht haben, sind die mentalen Zipperlein seiner Protagonisten viel zu belanglos, um ein großspuriges Drama zu rechtfertigen. Zu Lachnummern ? per Satire oder Klamauk ? will er sie freilich auch nicht degradieren. So schwebt sein Film federleicht dazwischen: als relaxte, sanft ironische Komödie, die sich ganz den Beobachtungen aus dem Alltag (nicht nur) der Midlife-Kriselnden verschreibt. Etwa wie man den richtigen Augenblick verpasst, vom tiefschürfenden Gespräch zum prickelnden Flirt zu wechseln. Oder wie man eine feurige Liebeserklärung hinter dem Loblied auf eine Rebsorte versteckt.

Dass diesem fast handlungslosen Gefühls-Klein-klein nicht irgendwann die Luft ausgeht, ist auch das Verdienst der bislang wenig Kino-bekannten Hauptdarsteller. Sie geben ihren Figuren das nötige Charakter-Fleisch lebensechter Menschen an die Rippen, das das Interesse an ihren so gewöhnlichen Schrullen und Sehnsüchten wach hält. Und sie überzeugen zugleich als mitunter urkomische Film-Buddys, deren verqueres Beziehungsgehabe oft frappant an Elling und Kjell-Bjarne erinnert.