Sieben Minuten nach Mitternacht

Sieben Minuten nach Mitternacht

Fantasydrama um einen Jungen, dem ein Baummonster hilft, sich seiner größten Angst zu stellen.

05.05.2016

Von Dorothee Hermann

Sieben Minuten nach Mitternacht

Mit Ungeheuern hat der zwölfjährige Conor (herausragend: Lewis MacDougall) eigentlich gute Erfahrungen. Schon immer liebte er es, mit seiner Mutter alte Monsterfilme anzuschauen, in denen King Kong in verblasstem Schwarz-Weiß über die Leinwand flackerte. Dabei stand für das Kind nicht der Reiz des Abseitigen im Vordergrund, sondern das ungerechte Ende.

Doch was sich vor seinem Fenster zeigt, als der Junge wieder einmal aus dem immer gleichen Alptraum hochschreckt, hat ein anderes Kaliber: ein Monster wie ein riesenhafter Baum, das pünktlich um sieben Minuten nach Mitternacht aus der alten Eibe auf dem nahen Friedhof hervorbricht.

Anders als früher ist Conor nun allein mit der drohenden Gefahr. Seine geliebte Mutter ist unheilbar an Krebs erkrankt und kann kaum noch das Bett verlassen. Das schlichte kleine Haus, das drinnen so liebevoll eingerichtet ist, könnte dem knorrigen Riesen kaum standhalten.

Doch der wurzelstarrende Geselle mit der Donnerstimme will nur, dass Conor sich seine drei Rätselgeschichten anhört. Die sind als zauberhaft stimmungsvolle Trickfilme eingefügt. Mit wolkig verfließenden Farben, stilisierten Figuren und actionfilmreifen Spezialeffekten wirken sie wie ein animiertes Bilderbuch-Kunstwerk. In einer unvordenklichen Vergangenheit einsetzend, rücken die Geschichten immer näher an die bedrängende Realität des Jungen heran.

Mit großem Einfühlungsvermögen gelingt es dem spanischen Regisseur Juan Antonio Bayona („Das Waisenhaus“), phantastische Elemente und Conors Empfindungen von Angst, Wut, Ohnmacht und Trauer ineinander zu spiegeln. Gedreht in England, den USA, Spanien und Kanada, ist aus dem gleichnamigen Jugendroman von Patrick Ness ein bildstarkes Filmmärchen geworden, das unpopuläre Gefühle wie Traurigkeit ins Kino zurückholt.

Newcomer Lewis MacDougall meistert die komplexe Rolle mit Bravour - zwischen Verzweiflung, Zuneigung und einem schier übermenschlichen Stehvermögen. Hollywoodstar Sigourney Weaver fällt dagegen fast ein bisschen ab: Sie spielt die eisern beherrschte Großmutter quasi mit zusammengebissenen Zähnen (ab 12).

Eindringliches Kinomärchen um einen Jungen, der einem Monster begegnet, als seine Mutter todkrank ist.

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Erstellt:
05.05.2016, 05:35 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 58sec
zuletzt aktualisiert: 05.05.2016, 05:35 Uhr

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