So abgestumpft?

26.10.2016

Von Albert Petersen

Drei TAGBLATT-Artikel vom 14. Oktober – ein Bild:

Jeffrey Sachs: eine soziale Marktwirtschaft könne den Kapitalismus mit sozialer Gerechtigkeit versöhnen. Kapitalismus ist aber doch Macht des Geldes auf Kosten der Menschlichkeit. Wie soll ein sozialer Touch verhindern, dass jeden Tag unzählige Menschen in Kriegen leiden und sterben, weil wir Öl brauchen? Wirtschaftlich arme Länder bleiben arm, weil wir nur über schwache Regierungen an billige Rohstoffe kommen. Unser Wirtschaftssystem verursacht Flucht in und aus all diesen Ländern – aber wir diskutieren über Bekämpfung von Fluchtursachen. Aleppo mit 250 000 eingeschlossen Menschen wird bombardiert. Viele der 1,5 Millionen Menschen brechen grad aus Mossul auf.

Eine Seite vorher: Zwei lokale Banken bilanzieren 1228 Millionen Euro. Weiter hinten: Der Landrat spricht von „großer Entspannung“, da weniger Flüchtlinge kommen; er rechne damit, das die Zahl der Plätze von jetzt 2100 auf 800 sinkt.

„Entspannung“ auf Kosten derjenigen, die in Südeuropa vor den Zäunen stehen. Wir haben Platz, wir haben Geld, wir könnten mehr Geflüchtete verkraften. Aber das ist nicht gewollt. Selbst die Kirche und die Christen schweigen. Das ist das, was ich nicht mehr verstehe. Menschenrechte, ausgehebelte ethische und christliche Grundwerte. Sind wir wirklich schon so abgestumpft? Oder hat es doch mit dem Kapitalismus zu tun, der eben gerade keinen sozialen Touch verträgt? Nur eine ganz grundlegende Veränderung kann aus dieser armen Welt (wieder) eine menschliche, soziale, solidarische und friedliche machen, wo jede Kreatur dieser Schöpfung einen zu bilanzierenden Wert bekommt, den es zu schützen und nicht zu gefährden gilt. (...)

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Erstellt:
26.10.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 48sec
zuletzt aktualisiert: 26.10.2016, 01:00 Uhr

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