Ein wodkaklarer Hyperrealismus zeitigt Horror-Effekte für Splatterfans.

So finster die Nacht

Ein wodkaklarer Hyperrealismus zeitigt Horror-Effekte für Splatterfans.

23.11.2015

Von Dorothee Hermann

14.09.2015 So finster die Nacht
© null 01:38 min

Winter ist die perfekte Jahreszeit für Vampire, schließlich dürfte Blut ein Maximalkontrast von Schnee sein. Regisseur Tomas Alfredson nutzt dieses Setting weidlich aus. Mordopfer hängen zum Ausbluten an einem kahlen Baum oder kommen in einem Eisloch wieder zum Vorschein. Wenn ausgerechnet ein weißer Pudel sich dem triefenden Tatort nähert, kippt der Film ins Artifizielle.

In der trostlosen Vorortsiedlung, wo es fast immer dunkel zu sein scheint, lebt der zwölfjährige Oskar in ständiger Angst vor seinen brutalen Mitschülern. Klaustrophobie und Gewalt bestimmen auch das Lebensgefühl der glücklosen Erwachsenen, die in der abgewrackten Kneipe Sun Palace herumhängen. Dass eine rätselhafte Mordserie die Siedlung erschüttert, vermag die Atmosphäre kaum zusätzlich zu trüben.

Oskar hat sowieso schon einen dicken Ordner über Morde angelegt. Nur das seltsame Mädchen, das eben in die Nachbarwohnung eingezogen ist, gibt ihm Rätsel auf. Eli scheint nie zu frieren und riecht merkwürdig. Sie hilft Oskar und könnte ihn zugleich bedrohen, denn sie ist ein Vampir. Der Hyperrealismus der Kamera gewährt dem Zuschauer nie Distanz.

Auch wenn gar nichts Besonderes geschieht, lastet auf dieser Vorort-Siedlung ein namenloses Entsetzen. Dabei spielt das Ganze nicht in der eisigen Gegenwart, sondern Anfang der 80er Jahre. Vielfach als grandioses Anti-Weihnachtsgeschenk gepriesen, wartet auf diesen schwedischen Fantasy-Horror schon ein Hollywood-Remake.

Zum Artikel

Erstellt:
23.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 40sec
zuletzt aktualisiert: 23.11.2015, 12:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.
TAPETRVE 26.06.200912:00 Uhr

Wahrlich ein herrlicher Film. Freilich kein Horror. Das wahre Grauen geht nicht von diesem betörenden Vampirwesen mit dem Namen Eli aus, sondern von Oskars Peinigern in der Schule. Mögen die unzähligen Opfer, die Elis Blutdurst fordert, auch durch keine menschliche Moral zu rechtfertigen sein, in der nihilistischen Welt dieses Films sind sie doch irrelevant. Die Erwachsenen haben ihre Zukunft bereits verspielt. Eli und Oskar haben ihre Zukunft noch vor sich. Wie diese Zukunft aussehen wird - nun, das liegt ganz daran, als wie groß die Opferbereitschaft der beiden erweist.

shevad 09.01.200912:00 Uhr

Nach einem etwas schleppenden Beginn nimmt einen der eigenwillige Film vollkommen gefangen, spielt gekonnt mit Emotionen und Schrecken und funktioniert trotz der dramaturgisch extrem kontrastreichen Erzählstruktur bestens. Ein wirklich erstklassiger Film!

DCPaul 31.12.200812:00 Uhr

Fantastisch!

David Mildner 28.12.200812:00 Uhr

Leider muss ich sagen, dass mir der Film trotz der guten Kritiken überhaupt nicht gefallen hat. Es stimmt zwar, dass die Schauspieler und die Musik gut ist, aber die Story ist schlichtweg plump und langweilig und um als wirklicher Horrorfilm zu taugen, ist der Film viel zu vorhersehar. Schade, ich hätte viel mehr erwartet.