Ein wodkaklarer Hyperrealismus zeitigt Horror-Effekte für Splatterfans.

So finster die Nacht

Ein wodkaklarer Hyperrealismus zeitigt Horror-Effekte für Splatterfans.

23.11.2015

Von Dorothee Hermann

Winter ist die perfekte Jahreszeit für Vampire, schließlich dürfte Blut ein Maximalkontrast von Schnee sein. Regisseur Tomas Alfredson nutzt dieses Setting weidlich aus. Mordopfer hängen zum Ausbluten an einem kahlen Baum oder kommen in einem Eisloch wieder zum Vorschein. Wenn ausgerechnet ein weißer Pudel sich dem triefenden Tatort nähert, kippt der Film ins Artifizielle.

In der trostlosen Vorortsiedlung, wo es fast immer dunkel zu sein scheint, lebt der zwölfjährige Oskar in ständiger Angst vor seinen brutalen Mitschülern. Klaustrophobie und Gewalt bestimmen auch das Lebensgefühl der glücklosen Erwachsenen, die in der abgewrackten Kneipe Sun Palace herumhängen. Dass eine rätselhafte Mordserie die Siedlung erschüttert, vermag die Atmosphäre kaum zusätzlich zu trüben.

Oskar hat sowieso schon einen dicken Ordner über Morde angelegt. Nur das seltsame Mädchen, das eben in die Nachbarwohnung eingezogen ist, gibt ihm Rätsel auf. Eli scheint nie zu frieren und riecht merkwürdig. Sie hilft Oskar und könnte ihn zugleich bedrohen, denn sie ist ein Vampir. Der Hyperrealismus der Kamera gewährt dem Zuschauer nie Distanz.

Auch wenn gar nichts Besonderes geschieht, lastet auf dieser Vorort-Siedlung ein namenloses Entsetzen. Dabei spielt das Ganze nicht in der eisigen Gegenwart, sondern Anfang der 80er Jahre. Vielfach als grandioses Anti-Weihnachtsgeschenk gepriesen, wartet auf diesen schwedischen Fantasy-Horror schon ein Hollywood-Remake.