Integrationspreis

„So, jetzt machen wir mal“

„You-manity“ wurde für das Projekt „Fahrradwerkstatt für Geflüchtete“ mit dem Tübinger Integrationspreis 2016 ausgezeichnet.

04.10.2016

Von Wolfgang Albers

Bei der Siegerehrung zum Tübinger Integrationspreis 2016 (von links): Kreissparkassenchef Christoph Gögler, Kai Hensel, Zaynalabidim Hamdan, Muhterem Aras, Hussein Taskia, Oberbürgermeister Boris Palmer sowie die Tübinger Integrationsbeauftragte Luzia Köberlein. Bild: Albers

Bei der Siegerehrung zum Tübinger Integrationspreis 2016 (von links): Kreissparkassenchef Christoph Gögler, Kai Hensel, Zaynalabidim Hamdan, Muhterem Aras, Hussein Taskia, Oberbürgermeister Boris Palmer sowie die Tübinger Integrationsbeauftragte Luzia Köberlein. Bild: Albers

Mit einem Lastenfahrrad voller Werkzeuge und Ersatzteile fährt Kai Hensel in Flüchtlingsunterkünften vor – ein mobiler Reparaturservice für Fahrräder. Wenn dann ein Flüchtling ihm sein Gefährt mit den Worten „Fahrrad kaputt“ hinstellt, rührt er allerdings keinen Finger. Sondern sagt: „Komm her“, greift in seine Kisten und drückt demjenigen Werkzeug und Ersatzteile in die Hand: „So, jetzt machen wir mal.“

Partizipativ heißt das in der Fachsprache: Bei der Hilfe wird der, dem geholfen wird, aktiv einbezogen. Ein Prinzip, das unabdingbar war für den Tübinger Integrationspreis 2016. Als die Preisträger am Freitagabend im Rathaus viel Lob und insgesamt 5700 Euro entgegennahmen, waren es genau solche Projekte, die ausgezeichnet wurden. Den dritten Platz belegte die Initiative „Teachers on the Road“, das interkulturelle Ensemble Folklang der Volkshochschule wurde Zweiter, Sieger wurde der Verein „you-manity“ mit seinem Projekt „F2Rad – Fahrradwerkstatt für Geflüchtete“.

Für OB Boris Palmer sind die 15 Bewerbungen um den Preis ein Beweis dafür, dass und wie Integration gelingen kann: „Das kann nur die Zivilgesellschaft, staatliche Stellen können die menschliche Interaktion nicht leisten.“ Doch jeder Erfolg habe seinen Preis: „Ich höre von der Angst der schon länger hier lebenden Immigranten, dass die Kraft der Gesellschaft sich nur noch den Flüchtlingen zuwende. Es wird immer schwerer als OB, zu erklären, warum nicht gebaut wird für Leute, die schon Jahre auf einer Warteliste sind.“

Wie Integration gelingen kann, erzählte am Freitag schließlich mit einer engagierten Rede die Landtagspräsidentin Muhterem Aras.