Coming out und in age im Jugendzeltlager: sommerfrische und pädagogisch wertvolle Liebes(kummer)komödie.

Sommersturm

Coming out und in age im Jugendzeltlager: sommerfrische und pädagogisch wertvolle Liebes(kummer)komödie.

24.11.2015

Von che

Sommersturm

Es sind Sommerferien, und für die Jungs vom bayrischen Ruderclub RSC steht das traditionelle Zeltlager mit abschließender Regatta auf der Agenda. Doch statt die Freiheit im Grünen zum ersten Sex mit den mitgereisten Mädels zu nutzen, sucht Tobi (Robert Stadlober) nur die Körper-Nähe seines zunehmend genervten Kumpels Achim ? ohne recht zu begreifen, was da in ihm vor geht. Das ändert sich erst, als er Kontakte zur Konkurrenzclique vom anderen Ufer mit dem merkwürdigen Namen Queerschlag knüpft.

Rein äußerlich unterscheidet „Sommersturm? wenig von einer handelsüblichen Teenie-Tragikomödie aus deutschen Landen. Seine inneren Werte gehen aber weit darüber hinaus. Das liegt nicht einmal so sehr an der Dr.-Sommer-kompatiblen Aufbereitung eines jugendlichen Coming-outs. Mehr noch überzeugt, wie stilsicher Marco Kreuzpaintner („Ganz und gar?) den Seelensturm seines Protagonisten in den Fluss einer locker groovenden Erzählung bettet. Ganz sanft bringt der junge Regisseur unverkrampftes Problembewusstsein mit sommerfrischer Beschwingtheit und mildem Klamauk in Einklang. Knisterndes Ferien-Feeling trifft auf den Leidensdruck eines angehenden Schwulen, der an den ihm wesensfremden heterosexuellen Zwangsritualen zu zerbrechen droht.

Aber auch die Nebenfiguren sind präzise und mit großer Menschenkenntnis gezeichnet. Jeder Charakter trägt ein notwendiges Scherflein zum stetig anschwellenden Konflikt bei, der sich dann in einem schön Kino-gerechten Emotional-Gewitter (natürlich während eines richtigen Sturms) entlädt.

All das macht „Sommersturm? zu einem hauchzarten Jugendfilm wie auch zu einer echten Alternative zu den immer noch die Wahrnehmung von Homosexualität dominierenden Tuntenklamotten und Problemschwarten.