Gedenken
Sonderführung über Joseph Schmidt im Jüdischen Betsaal Horb
Vor 90 Jahren sang der jüdische Tenor zum letzten Mal im deutschen Radio. Carsten Eichenberger und Alfred Fassbind beleuchten diesen Teil deutscher Geschichte.

Joseph Schmidt singt in der „Funkstunde“. Quelle: Joseph-Schmidt-Archiv
Am 20. Februar 1933, drei Wochen nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, sang Joseph Schmidt, der kleine jüdische Tenor mit der großen Stimme, zum letzten Mal in der Berliner Funkstunde live im Rundfunk in der Oper „Der Barbier von Bagdad“. Dirigent dieser Aufführung war Max von Schillings, ein guter Musiker, Freund von Richard Strauss, gleichzeitig ein bekennender Antisemit und Gegner der Weimarer Republik. Als Nachfolger des Malers Max Liebermann wurde Schillings 1932 Präsident der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. Am 1. April 1933 trat er in die NSDAP ein und denunzierte jüdische Künstlerinnen und Künstler.
In einer Sonderführung im Museum Jüdischer Betsaal in Horb, Fürstabt-Gerbert-Straße 2, am Dienstag, 14. Februar, von 19 bis 20 Uhr, werden Ausstellungskurator Carsten Eichenberger und Alfred Fassbind, Leiter des Joseph-Schmidt-Archivs, über die Rundfunkkarriere des jüdischen Tenors berichten.
Der Rundfunk war das neue Medium, mit dem man viele Menschen direkt erreichen konnte. 1929 wurde Joseph Schmidt für den Rundfunk entdeckt und avancierte rasch zum meistgehörten Tenor.
Wer holte ihn in die berühmte „Funkstunde“ des Berliner Rundfunks, wer waren die Dirigenten, unter denen er auftreten konnte, und wer sang mit ihm? Erinnern mag man sich an Bruno Walter, Hermann Scherchen, Leo Blech und George Szell. Sie und Rudolf Hindemith, Selmar Meyrowitz und Cornelis Bronsgeest werden vorgestellt, ihre Wege nach der Errichtung des NS-Regimes in Deutschland und einiges zu Gehör gebracht. Der Eintritt ist frei.