Angehört

Songs mit Humor und Haltung

Auf dem Album „emotions“ verarbeitet die Band Das Lumpenpack den Wahnsinn der Corona-Jahre.

01.12.2021

Von Udo Eberl

Stuttgart. Es sei, sagt Max Kennel von der Stuttgarter Band Das Lumpenpack, ein bisschen so wie dem Chor zu predigen: Die Leute auf ihren Konzerten seien alle geimpft, leugneten Corona nicht und hätten auch generell verstanden, dass Vernunft und ein nachhaltiger Lebensstil nicht das Schlechteste sind, das man in Zeiten wie diesen an den Tag legen kann. Ihren Fans müsse man darum eigentlich gar nicht kommen mit politischen Botschaften.

Doch unpolitische Musik kommt für Das Lumpenpack nicht infrage. Gerade ist ihr neues Album „emotions“ erschienen. Es ist nicht weniger lustig als alles, was die beiden Stuttgarter bislang so gemacht haben – aber es ist gleichzeitig düsterer, sarkastischer und ein wenig böser. „WZF“ heißt gleich das erste Lied der Platte – die Abkürzung für „Was zum Fick“.

Darin geht es um den Wahnsinn, der sich in der Welt breit gemacht hat im Jahr 2020 – und nicht nur wegen der Corona-Pandemie, sondern auch wegen erschütternder Ereignisse wie dem rassistischen Attentat von Hanau oder eines in Flammen stehenden Australien.

„Das sind einfach die Zeiten. Man kann es sich ja gar nicht erlauben, unpolitisch zu sein“, sagt Kennel. „Das ist einfach nicht vereinbar mit dem, was passiert, und mit den Diskursen, die geführt werden. Dem kann man sich nicht entziehen, wenn man sich als Mensch mit Haltung versteht.“ Auch ihr vorheriges Album „Eine herbe Enttäuschung“ 2019 war schon politischer als das, was das mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnete Duo bislang so gemacht hatte.

Und „emotions“ ist im Grunde eine Art Plan B – denn eigentlich wollten Max und Jonas 2020 vor allem auf Tour und nicht im Studio sein. Zum letzten Mal nur zu zweit, denn inzwischen haben sie, die ihren Anfang in der Poetry-Slam-Szene hatten, eine eigene Band. 50, 60 Auftritte seien geplant gewesen. Drei davon fanden statt. „Hilfe für die Lufthansa, Mitleid für die Kunst“, heißt es in „WZF“. Außerdem geht es um den Klimawandel („Warm im Altenheim“) und – etwas weniger schwer – um „Liebe in Zeiten von Amazon Prime“.

„Wenn wir mal wieder ein durchgehend süßes Album schreiben, dann ist es gut für uns alle“, sagt Jonas Frömming. „Weil dann die Zeiten es erlauben.“ Britta Schultejans