Hobbysport

Spannung, Staub und Schrauberschweiß

Erstmals wartete der SSV Dettensee bei seiner Sportwoche am vergangenen Samstag mit einem Mofa-Rennen auf.

16.07.2018

Von Andreas Wagner

Action auf und neben der Strecke: Die Fans und die Atmosphäre in der Boxengasse trugen zum Erfolg der Veranstaltung bei. Bilder: Wagner

Action auf und neben der Strecke: Die Fans und die Atmosphäre in der Boxengasse trugen zum Erfolg der Veranstaltung bei. Bilder: Wagner

Groß war das Interesse der Besucher, die sich zahlreich auf dem Vereinsgelände des SSV einfanden. Auch das Starterfeld beim „Großen Preis vom Fichtenwald“ konnte sich sehen lassen: Insgesamt 27 Teams waren angereist, um sich mit ihren Maschinen auf der kurvenreichen Strecke vor den Besuchern in Szene zu setzen.

Als erstes ging die Klasse „Original“ an den Start. Deren Fahrzeuge mussten mit der Original-Zündung ins Rennen gehen, der Vergaserdurchlass war auf 15 Millimeter limitiert. Für den Le-Mans-Start mussten sich die Fahrer auf einige Meter entfernt von ihren Mofas auf den Rücken legen. Nach dem Startschuss rannten die Fahrer zu ihren Mofas, um sich vor die beste Position der ersten Kurve zu sichern – und diese zu behaupten.

Motorsportler wissen hingegen auch, dass gerade bei Ausdauerwettbewerben nicht nur die Ausgangsposition wichtig ist, sondern auch, überhaupt ins Ziel zu gelangen: „Wenn du als Erster ankommen willst, musst du erst einmal ankommen.“ Dies gestaltete sich für einige Teilnehmer gar nicht so einfach. Das Team „Feldwegheizer“ aus Villingen-Schwenningen, beispielsweise musste aufgrund technischer Defekte mehrfach pausieren und die Führungsposition hergeben. „Das Hinterrad war plötzlich lose, und die Kette sprang ab“, stellte der erste Fahrer des Teams, Dennis Heini, fest.

Sein Bruder Marcel übernahm nach der Reparatur in der Boxengasse den Lenker des Mofas und erkämpfte noch den dritten Platz im ersten Lauf. Der Kraftakt hinterließ jedoch Spuren am Fahrzeug: „Hat er wieder gesammelt?“, fragte Dennis, als er nach dem Rennen einige Teile der Streckenabsperrung aus den Radspeichen entfernte. 33 Minuten dauerte ein Lauf, bei dem zwei Fahrer mindestens für jeweils zehn Minuten das Mofa steuern mussten. Andere Teams hatten weniger Glück auf der Strecke und mussten ihr Gefährt abstellen. Vor allem setzte der aufgewirbelte Staub den Luftfiltern zu, indem er sie zusetzte.

Die technische Lösung des Staubproblems: ein Motocross-Luftfilter, wie er in der danach startenden Tuning-Klasse üblicherweise eingesetzt wurde. Auch die Beschleunigung der getunten Mofas war beinahe mit einer Motocross-Maschine vergleichbar.

Zwar lieferten die 50-Kubikzentimeter-Motörchen der Mofas lediglich etwa 15 PS Leistung, aber auch Drehzahlen bis 12500 pro Minute – so auch das „Wheelie-Tier“ der Truppe „Prinzessin
Lilli-Bitch-Racing“ aus Esslingen: Moritz Hägele hatte das alte Mofa aus seiner Lehrzeit in ein Spaßgerät für die Staubpiste verwandeln lassen. „Meine Freundin wollte unbedingt Mofa-Rennen fahren, und die Maschine stand zehn Jahre in der Garage herum“, erinnerte er sich, und stellte abschließend fest: „Seit die Mädels jetzt ein Hobby gefunden haben, brauche ich keines mehr.“

Seine Freundin Nati Beck und deren Teamkollegin Jule „Bitchinski“ Richardon gehen jedenfalls voll auf in diesem Freizeitvergnügen. „Es macht einfach wahnsinnig Spaß und man kann geile Outfits tragen“, erzählte Richardon, die überwiegend im rosa Gewand zu sehen war.

Auch die eingestaubten Zuschauer hatten ihren Spaß entlang der Strecke. „Die wahren Sieger sind für mich die kleinen Schrauber“, erzählte der 61-jährige Wolfgang aus Ahldorf. Der ebenfalls aus Ahldorf angereiste Sven (33 Jahre) hat schon mehrere Mofa-Rennen besucht, bescheinigte dem Veranstalter eine gute Organisation und freute sich über das große Starterfeld.

„Staubig, aber sehr spannend“, lautete das Fazit der 33-jährigen Nadja, die aus Haigerloch angereist war, um ihren Freund Fabian Hellstern auf der Strecke anzufeuern. Sie genoss vor allem die Gemeinschaft und die besondere Atmosphäre in der Boxengasse. Ein außergewöhnliches Event hat der SSV in diesem Jahr in die Sportwoche eingereiht, welches im Ergebnis voll und ganz aufging.

Tollkühne Männer und Frauen auf ihren (kurzzeitig) fliegenden Kisten: Eine Sprungschanze ermöglichte diese nicht ungefährliche Einlage.

Tollkühne Männer und Frauen auf ihren (kurzzeitig) fliegenden Kisten: Eine Sprungschanze ermöglichte diese nicht ungefährliche Einlage.

Im Prinzessinnen-Gewand und mit güldener Krone auf dem Helm präsentierte sich das Team„Prinzessin Lilli-Bitch Racing“ auf der Piste.

Im Prinzessinnen-Gewand und mit güldener Krone auf dem Helm präsentierte sich das Team „Prinzessin Lilli-Bitch Racing“ auf der Piste.

Ergebnisse

Klasse „Original“

1. Spätzle Power (Lukas Joos,

Andreas Vlöß): 64 Runden

2. Feldwegheizer (Dennis Heini,

Marcel Heini): 61 Runden

3. Die Muggaseggl (Fabian Hellstern, Florian Theurer): 55 Runden

Klasse „Tuning“

1. Finanztuning (Kay Wollschläger, Markus Vollmer): 78 Runden

2. Demon Racing (Moritz Straub,

Lion Engelbrecht): 77 Runden

3. Rennteam Wittendorf (Lukas Joos, Andreas Höß): 76 Runden

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Erstellt:
16.07.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 55sec
zuletzt aktualisiert: 16.07.2018, 01:00 Uhr

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