Rettungsübung

Spannung an sieben Lagen

Bei der großen, kreisweiten Katastrophenschutzübung „Auerhahn 2016“ sind am morgigen Samstag 1300 Rettungskräfte mehrerer Organisationen im Einsatz.

28.10.2016

Von Gerd Braun

Leitern werden bei der kreisweiten Übung am morgigen Samstag wohl eher nicht zum Einsatz kommen. Mehrere der sieben Lagen haben Hochwasser-Szenarien zum Inhalt, aber auch ein Ölunfall, eine Tierseuche und ein Waldbrand gehören zu den Übungsannahmen. Archivbilder: Kuball

Leitern werden bei der kreisweiten Übung am morgigen Samstag wohl eher nicht zum Einsatz kommen. Mehrere der sieben Lagen haben Hochwasser-Szenarien zum Inhalt, aber auch ein Ölunfall, eine Tierseuche und ein Waldbrand gehören zu den Übungsannahmen. Archivbilder: Kuball

Herr Jahraus, freuen Sie sich schon auf die große, kreisweite Katastrophenschutzübung „Auerhahn 2016“?

Frank Jahraus: Natürlich freue ich mich. Und das deshalb so sehr, weil am Samstag 1300 Leute– überwiegend Ehrenamtliche – im Einsatz sind, die sich auf diesen Tag vorbereitet haben. Sie werden gewiss mit sehr viel Motivation teilnehmen, so dass das Ganze mit Sicherheit eine gute Sache wird.

Was wird denn für die Rettungsleute wo zu tun sein – oder dürfen Sie das gar nicht verraten?

Doch, natürlich dürfen wir das verraten; das ist ja kein Geheimnis. Wir haben sieben Lagen im Kreis Freudenstadt. Das ist zum einen eine Hochwasserlage in Baiersbronn-Klosterreichenbach. Dann haben wir an der Nagoldtalsperre einen größeren Ölunfall. In Wörnersberg haben wir eine Tierseuche, wo auch das Veterinäramt aktiv mit dabei ist. Wir haben in Alpirsbach eine weitere größere Hochwasserlage. In Bad Rippoldsau haben wir einen großen Waldbrand mit vielen vermissten Personen, die dann gesucht werden müssen. Hier sind auch die Rettungshundestaffeln im Einsatz und natürlich Einheiten zur Bekämpfung des Waldbrandes. In Horb und in Mühringen haben wir ebenfalls entsprechende Hochwasserlagen.

Wie realistisch sind die Szenarien – und die Möglichkeit, dass diese an sieben unterschiedlichen Orten gleichzeitig auftreten?

Es ist nun nicht so, dass man sich das so vorstellen darf, dass dies alles auf einmal passieren kann. Es geht vielmehr darum – und das sind auch die vorrangigen Übungsziele –, die Zusammenarbeit der beteiligten Organisationen bei solch großen Schadensereignissen und die Kommunikationswege zu prüfen. Auch zu managen, wie man so viele Einheiten bei einer eventuellen großen Lage im Landkreis zusammengezogen hat, ist eine der zentralen Herausforderungen.

Mit welchen Einschränkungen genau müssen die Bewohner des Landkreises dabei rechnen – vor allem im Straßenverkehr, oder?

Man muss sich vorstellen, dass wir insgesamt 1300 Einsatzkräfte haben, die sich im Landkreis bewegen. Dabei sind 200 Fahrzeuge unterwegs zu den Lagen. Außerdem, und das ist auch eine Besonderheit dieser Übung, haben wir Fahrzeuge des Katastrophenschutzes aus dem gesamten Regierungsbezirk Karlsruhe hier bei uns. Die kommen bis aus Mosbach, aber auch Mannheim und Heidelberg zu der Übung und unterstützen uns.

Die Vorbereitung dieser gigantischen Übung muss eine Riesen-Arbeit gewesen sein…

Absolut! Wir beim Sachgebiet Brand- und Katastrophenschutz im Landratsamt sind ja nur zu zweit – ich und meine Kollegin Katharina Stenzel. Wir arbeiten jetzt mit Vollgas seit etwa drei Monaten an der Vorbereitung dieser Übung – natürlich immer in Abstimmung mit den beteiligten Organisationen, die bei den Planungen selbstverständlich involviert waren.

Wie oft finden solche Groß-Übungen statt?

Vom Regierungspräsidium vorgegeben ist, dass eine solche Katastrophenschutzvollübung spätestens alle fünf Jahre stattfinden sollte. Das ist so per Landeskatastrophenschutzgesetz geregelt.

Sind dabei alle Feuerwehren und sonstigen Rettungsdienst-Abteilungen beteiligt oder nur ganz bestimmte?

Nein. Bei den Feuerwehren haben wir bewusst nicht alle Abteilungen mit ins Boot genommen, weil wir natürlich auch gewährleisten müssen, dass wir am Samstag auch bei einem möglichen Realereignis einsatzbereit sind. Ein sogenannter Grundschutz ist also sicherzustellen. Ansonsten haben wir aber alle Organisationen mit dabei – also Feuerwehr, Deutsches Rotes Kreuz, Technisches Hilfswerk, Malteser-Rettungshundestaffel, die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, die Bergwacht und natürlich die Polizei.

Was dürfte Ihren Erwartungen nach die größte Herausforderung im gemeinsamen Einsatz dieser einzelnen Einheiten sein?

Für die Einsatzkräfte an den einzelnen Lagen ist die Herausforderung sicherlich, die an sie gestellten Aufgaben zu meistern. Für mich selbst ist dagegen die Kommunikation, die Verbindung der einzelnen Abschnitte zur Einsatzleitung und dem Verwaltungsstab deutlich interessanter. Und natürlich ist für mich wichtig und interessant zu sehen, wie die Zusammenarbeit innerhalb der vielen Organisationen funktioniert. Da bin ich schon gespannt auf das Feedback.

Wer gibt das Feedback?

Wir haben an allen Lagen Übungsbeobachter, die zu uns aus dem Ortenaukreis kommen. Sie werden das Vorgehen nach bestimmten Vorgaben beurteilen. Außerdem ist die Landesfeuerwehrschule hier und mehrere Berufsfeuerwehren, die uns nach ihrer Beobachtung Feedback-Bögen zukommen lassen werden. So können wir den Erfolg der Übung im Nachgang auch entsprechend auswerten.

Gibt es am Ende gleich eine gemeinsame Manöverkritik oder wird diese dezentral kommuniziert?

Mit den vielen eingesetzten Kräften wird es nicht möglich sein, eine gemeinsame Abschlussbesprechung gleich am Samstag zu machen. Wir analysieren die Übung aufgrund der Meldungen und werden dann in ein paar Wochen eine große Nachbesprechung machen, um aufzuarbeiten, was gut lief und wo wir uns noch verbessern sollten.

Wie kam’s denn zu dem Namen „Auerhahn 2016“?

Entgegen ursprünglicher Planungen, die eine große gemeinsame Übung mit dem Kreis Calw vorgesehen hatten, üben wir nun kreisweit doch allein. Das liegt vor allem daran, dass die Übung vergangenes Jahr wegen des großen Flüchtlingsaufkommens nicht möglich war. Der Name leitet sich daher einfach von unserem Wappentier des Landkreises ab.

Auf die Katastrophenschutzübung „Auerhahn 2016“ freut sich Kreisbrandmeister Frank Jahraus sehr. Er ist nach drei Monaten der Vorbereitung gespannt, wie die Einsatzkräfte der unterschiedlichen Organisationen ihre Aufgaben lösen und harmonieren werden.

Auf die Katastrophenschutzübung „Auerhahn 2016“ freut sich Kreisbrandmeister Frank Jahraus sehr. Er ist nach drei Monaten der Vorbereitung gespannt, wie die Einsatzkräfte der unterschiedlichen Organisationen ihre Aufgaben lösen und harmonieren werden.

Zur Person

Frank Jahraus, 54 Jahre alt, ist seit zehn Jahren Kreisbrandmeister im Landkreis Freudenstadt. Das Ressort, dem das Fachgebiet Brand- und Katastrophenschutz beim Landratsamt zugeordnet ist, ist das Bau- und Umweltamt. Vor seiner Zeit in Freudenstadt war Jahraus, der mit sämtlichen Zertifikaten im Feuerwehr-Wesen ausgestattet ist, im Bereich Brand- und Katastrophenschutz des Landkreises Karlsruhe beschäftigt. Geboren und aufgewachsen ist Frank Jahraus in Linkenheim, nördlich von Karlsruhe.