Horb

Spaß uff d’r Gass: Schlagersänger, Gewitterwolken und ein Intercity

21.02.2020

Von Text: fux / Bild: Karl-Heinz Kuball

Ein aufrichtiges und anerkennendes „Donnerwetter“ musste selbst dem größten Fasnetsmuffel entfleuchen: Zwischen der Hexenbar auf dem Flößerwasen und der Schwallhalla-Bar auf dem Unteren Markt tummelten sich bei „Spaß uff d’r Gass“ am Abend des Schmotziga Dauschdich Menschen mit originellen, häufig selbst angefertigten Verkleidungen. Eine kleine Gruppe täuschend echter Schlümpfe war am frühen Abend noch leicht aus der Rolle zu bringen: Auf die obligatorische Frage „Sagt mal, wo kommt Ihr denn her?“ antworten sie „aus Altheim“ – und nicht etwa „Aus Schlumpfhausen, bitte sehr“. Anderthalb Stunden später waren sie jedoch vollends mit ihren Figuren verschmolzen, und der rituelle Wechselgesang funktionierte wie generalgeprobt. Auch in Rexingen scheinen eifrige Nadel- und-Faden-Künstler zu wohnen: Die Trägerinnen der aufwendig gestalteten Gewitterwolken-Kostüme inklusive leuchtendem Blitz auf dem Torso stammen jedenfalls von dort. Als gegen halb neun die Boxen an der Schwallhalla-Bar den Partyschlager „Ich glaub, es geht schon wieder los“ zum Besten gaben (und damit Recht behalten sollten), saßen die kunstvoll gestalteten Wolkenfrisuren noch wie mit 3-Wetter-Taft betoniert. Großes Kostümthema war die demnächst, bald oder später zu bauende Hochbrücke über Horb: „Brüggebaschtler“ aus Altheim machten sich Gedanken über den zu erwartenden Verkehr; eine Vier-Personen-Airline bot Flüge für die Zeit an, in denen die Straßen zwischen den Teilorten gesperrt oder überfüllt sind. „Sogar nach Dettensee würden wir fliegen“, sicherten sie zu, und servierten stilecht eine Probe Bio-Tomatensaft. Überhaupt eine schöne Sitte, sich nicht nur zu verkleiden, sondern Souvenirs zu verteilen: Ein Zwei-Personen-Intercity hatte Fahrscheine vorbereitet und drei Allgäuer brachten Salami und Käse gegen den Hunger mit, die sie bereitwillig teilten. Zum Glück allerdings hatten die Gewitterwolken keine Elektroschocker dabei. Auch abseits politischer Themen hatten sich einige aufwendig kostümiert: Mystisch die Talheimer Waldfeen in wallenden Gewändern. Fröhlich die Horber Quallen mit ausladenden Hüten. Ganz dicht am Original: die Rockband KISS, aus Ahldorf angereist. Den musikalischen Gegenpol stellte ein Rudel „Heino“-Schlagerbarden dar, die mit blonder Perücke, schwarzen Brillen und geschulten Stimmen „Hoch auf dem gelben Wagen“ vortrugen. Der Abend zeigt wieder einmal: Man kann einerseits die Fasnet ernst nehmen, andererseits trotzdem viel Freude haben und Freude bereiten.

Spaß uff d’r Gass: Schlagersänger, Gewitterwolken und ein Intercity