Freudenstadt · Wald

Staatswald wird einheitlich betreut

Die Zuständigkeiten für den Forst in Baden-Württemberg wurden zu Beginn des Jahres neu aufgeteilt. Rund 80 Mitarbeitende am Standort Freudenstadt kümmern sich um den dortigen Staatswald.

18.01.2020

Von Dunja Bernhard

Ein Teil der Auszubildenden stehen mit Forstwirtschaftsmeister Johannes Günter vor der neuen Forstbezirksstelle Mittlerer Schwarzwald in Hartranftstraße 19 in Freudenstadt. Privatbild

Ein Teil der Auszubildenden stehen mit Forstwirtschaftsmeister Johannes Günter vor der neuen Forstbezirksstelle Mittlerer Schwarzwald in Hartranftstraße 19 in Freudenstadt. Privatbild

Simon Stahl ist seit Januar der Leiter des Forstbezirks Mittlerer Schwarzwald. Zuvor war er Leiter des Kreis- Forstamts Freudenstadt. Sein neuer Dienstsitz ist die Forstbezirksstelle in der Hartranftstraße 19 auf dem Kienberg.

Die Zuständigkeiten für Staatswald und Privat- und Kommunalwälder mussten getrennt werden (siehe Infokasten). Die Umstrukturierung brachte auch eine neue Aufteilung der Reviere mit sich. Stahl und seine Mitarbeiter in der Forstbezirksstelle Mittlerer Schwarzwald sind für 17000 Hektar Wald zuständig. Das Gebiet reicht von Forbach im Norden bis nach Schiltach im Süden und von der Schwarzwaldgrenze im Westen bis zum Neckar im Osten.

Der Wald im Kreis Freudenstadt teilt sich zu ungefähr jeweils einem Drittel auf zwischen Staatswald (16000 Hektar), Privatwald (17000 Hektar) und Kommunalwald (14000 Hektar).

Das sei eine spannende Geschichte, die da entsteht, sagt Stahl und mein Forst BW. „Mit einer schlanken Hierarchie.“ Die Zentrale von ForstBW ist in Tübingen-Bebenhausen. Dort sitzen der Vorstandsvorsitzende Max Reger und Vorstand Felix Reining. In 21 Forstbezirke wird der Staatswald Baden-Württemberg künftig aufgeteilt sein. Die Homepage listet 38 Dienststellen auf.

Für die Mitarbeiter habe sich geändert, sagt Stahl, dass sie nun nicht mehr beim Ministerium Ländlicher Raum, dem Regierungspräsidium oder einem Stadt- oder Landkreis angestellt sind. ForstBW sei mit einem Unternehmen vergleichbar. Die Betreuung des gesamten Staatswald liegt nun bei einer Einrichtung. „Das hat erhebliche Vorteile bei der Umsetzung der Ziele.“ Denn wie beim Kommunalwald, für den es jeweils ein zehnjähriges Forsteinrichtungswerk gibt, werden beim Staatswald zuvor festgelegte Ziele verfolgt. „Im öffentlichen Wald hat man seit ein- bis zweihundert Jahren ein funktionierendes System“, sagte Stahl. Über die künftigen Ziel wird ein Aufsichtsrat entscheiden, in dem Vertreter verschiedener Verbände und Interessengruppen sitzen werden.

Eine Besonderheit im Mittleren Schwarzwald, der das höchste Vorkommen von Auerhühnern hat, sind sogenannte Kükenlöcher. In den Baumbestand werden Löcher geschlagen, die Licht bis auf den Boden dringen lassen. Dort sollen sich Beerensträucher entwickeln und den jungen Auerhühnern Lebensräume bieten. Auf rund 100 Hektar seien Kükenlöcher schon realisiert, sagte Stahl.

Eine weitere Besonderheit ist ein mindestens 500 Meter breiter Pufferstreifen um den Nationalpark. Er wird so bewirtschaftete, dass die nach außen daran angrenzende Fläche vorm Borkenkäfer geschützt wird. Auf rund 1900 Hektar betreiben die Förster ein intensives Monitoring und schaffen, wenn nötig, Käferholz möglichst schnell aus dem Wald.

Insgesamt rund 120000 Festmeter werden im Staatswald des Mittleren Schwarzwald jährlich eingeschlagen, berichtet Stahl. Vor allem Fichte, Tanne und Kiefer. Der Anspruch: „Der Wald soll nach der Maßnahme wertvoller sein als vorher.“ Ein Schwerpunkt sei die Bereitstellung von hochwertigem Fichten- und Tannenholz.

Alle drei Hektar soll zudem eine Habitatbaumgruppe verbleiben, in der alte oder tote Bäume belassen werden und Tieren Wohnung bieten. Das lateinische Wort habitare bedeutet bewohnen.

Im Staatswald werde versucht Erholungsfunktion, Naturschutz und Holzproduktion unter einen Hut zu bringen. Der Wald müsse so bewirtschaftet werden, dass er auf klimatische Veränderungen vorbereitet ist. Die Vorgaben zur Bewirtschaftung ergeben sich auch aus den Zertifizierungen.

Es ist gut eine Mannschaft zu haben, die sich mit dem Wald identifiziert, sagt Stahl über seine Mitarbeiter.

Simon Stahl

Simon Stahl

Eine Anstalt des öffentlichen Rechts ist seit 2020 für den Staatswald zuständig

Die Forstverwaltung in Baden-Württemberg musste sich neu organisieren. Das Kartellamt sah die Wettbewerbsfreiheit gefährdet, weil die Holzvermarktung in vielen Teilen des Landes in einer Hand lag.

Sägewerkbetreiber hatten geklagt.

Auf Grundlage des Koalitionsvertrags der aktuellen Landesregierung hatte der Landtag die Neuorganisation der Forstverwaltung beschlossen.

Mit Beginn des Jahres 2020 wurde dieser Schritt vollzogen. Forst Baden-Württemberg (Forst BW) ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts und für die Bewirtschaftung des Staatswalds zuständig. Parallel dazu ist die dreistufige Landesforstverwaltung zuständig für die Beratung und Betreuung des Privat- und Kommunalwalds.

(Quelle: ForstBW)