Zweiter Verdächtiger festgenommen

Nordstetter Tötung offenbar nicht die Tat eines Einzelnen

Die Polizei hat einen 32-Jährigen unter dringendem Tatverdacht festgenommen. Die Ermittlungen der Sonderkommission dauern an.

14.11.2018

Von Manuel Fuchs

Beamte der Bundespolizei nahmen im Zusammenhang mit dem Nordstetter Tötungsdelikt am Dienstag einen weiteren Mann unter dringendem Tatverdacht fest. Symbolbild: Bundespolizeidirektion München

Beamte der Bundespolizei nahmen im Zusammenhang mit dem Nordstetter Tötungsdelikt am Dienstag einen weiteren Mann unter dringendem Tatverdacht fest. Symbolbild: Bundespolizeidirektion München

Am gestrigen Morgen wirkte der Fortgang der Ermittlungen rund um die Tötung des 57-jährigen Nordstetters Michael Riecher recht geordnet: Am Wohnhaus des am Freitag unter dringendem Tatverdacht festgenommenen 27-Jährigen waren keine polizeilichen Aktivitäten zu bemerken; an und in Riechers Wohnung setzten die Kriminaltechniker der Spurensicherung einen 3D-Laserscanner ein, um Gebäude und Umgebung elektronisch zu dokumentieren. Dies geschieht üblicherweise, wenn die Arbeit der Spurensicherung einem vorläufigen Ende zugeht – so war von einem Beamten vor Ort zu erfahren. Die Schlösser an den Türen seien bereits getauscht. So könne niemand unbedacht die Wohnung betreten und eventuelle weitere Spuren verfälschen oder vernichten.

Zweite Person festgenommen

Doch um kurz vor halb drei Uhr am Nachmittag kam die überraschende Nachricht in Form einer gemeinsamen Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Rottweil und des Polizeipräsidiums Tuttlingen: Ein weiterer mutmaßlich an der Tat beteiligter Mann wurde unter dringendem Tatverdacht festgenommen.

Die Pressemitteilung beschreibt die weiteren Umstände: Die Maßnahmen der Soko im Rahmen der Ermittlungen hatten herauskristallisiert, dass die Tat mutmaßlich von mehr als einer Person begangen worden war. Die Zusammenschau bislang ausgewerteter Spuren, gesammelter Aussagen sowie Schlussfolgerungen aus den Ermittlungen hatten die Beamten bereits vor einigen Tagen auf die Spur des festgenommenen Mannes geführt. Der Tatverdächtige ist 32 Jahre alt und wohnt im Landkreis Ludwigsburg nördlich von Stuttgart. Ein Spezialeinsatzkommando hatte seine Festnahme „nach weitreichenden Umfeldermittlungen“ für den Dienstagmorgen geplant.

Doch hatte der Verdächtige zu diesem Zeitpunkt bereits einen Fernzug bestiegen, der vom Stuttgarter Hauptbahnhof Richtung Norden fuhr. Dies ergaben Ermittlungen vor Ort. Unverzüglich wurden weitere Dienststellen, auch über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus, in den Plan eingebunden. Schließlich nahmen Beamte der Bundespolizei Frankfurt am Main den 32-Jährigen am Darmstädter Hauptbahnhof vorläufig fest.

War der Mann auf der Flucht?

Nach Auskunft der Behörden liegen keine Anzeichen dafür vor, dass der Mann eine Flucht ins Ausland geplant haben könnte. Er habe beispielsweise kein Flugticket bei sich getragen und wirkte von seiner Festnahme geradezu überrumpelt.

Bis auf sein Alter, sein Geschlecht und seinen ungefähren Wohnort liegen keine offiziell bestätigten Informationen über diese Person vor. Das Verhältnis zum Tatopfer beschreibt die Polizei als deutlich weniger eng, als es beim 27-jährigen Tatverdächtigen der Fall gewesen war: „Es besteht nach jetzigen Erkenntnissen kein Bekanntheitsgrad.“ Also haben höchstwahrscheinlich die beiden festgenommenen Männer einander gekannt.

Der Mann wurde nach Rottweil überstellt, nachdem „die Durchführung polizeilicher Maßnahmen“ abgeschlossen war. Ein Polizeisprecher beschreibt die Art der dieser Maßnahmen: „Das war reine Routine: Festnahme, Beschuldigtenbelehrung, erkennungsdienstliche Behandlung und eine erste Vernehmung vor Ort.“ Der dringend Tatverdächtige habe sich keinesfalls körperlich gegen seine Festnahme gewehrt.

Am gestrigen Mittwoch ordnete der Ermittlungsrichter auf Antrag der Staatsanwaltschaft an, den 32-Jährigen wegen der mutmaßlichen Beteiligung am Mord des Nordstetter Geschäftsmannes in Untersuchungshaft zu nehmen.

Von einer Entlastung des zuerst festgenommenen 27-Jährigen könne aufgrund der jüngsten Entwicklungen keine Rede sein, ließ ein Sprecher der Sonderkommission wissen. Ferner sei nach dem derzeitigen Erkenntnisstand nicht mit weiteren Festnahmen im Zusammenhang mit dem Nordstetter Tötungsdelikt zu rechnen.

Auch wenn die kriminaltechnischen Untersuchungen rund um den Fundort der Leiche in Kürze ein Ende nehmen werden, ermittelt die Sonderkommission weiter. Sie muss jetzt präzise klären und gerichtsverwertbar darlegen, welcher der beteiligten Täter welchen Beitrag zu der Tat geleistet haben soll, die in letzter Konsequenz zu Michael Riechers Tod führte. Ob es einen Haupt- und einen Nebentäter gegeben hat oder ob beide in gleichem Umfang für das Geschehene verantwortlich sind, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch vollkommen offen.

Beamte der Bundespolizei nahmen im Zusammenhang mit dem Nordstetter Tötungsdelikt am Dienstag einen weiteren Mann unter dringendem Tatverdacht fest. Symbolbild: Bundespolizeidirektion München

Beamte der Bundespolizei nahmen im Zusammenhang mit dem Nordstetter Tötungsdelikt am Dienstag einen weiteren Mann unter dringendem Tatverdacht fest. Symbolbild: Bundespolizeidirektion München

Zum Dossier:

Zum Artikel

Erstellt:
14.11.2018, 15:05 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 48sec
zuletzt aktualisiert: 14.11.2018, 15:05 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!