Tübingen · Studie

Staudämme gefährden Vielfalt

Tübinger Wissenschaftler ermittelten, wo Süßwasser-Ökosysteme von Dammprojekten beeinträchtigt werden könnten.

16.12.2019

Von ST

Prof. Christine Zarfl. Archivbild: David Ausserhofer

Prof. Christine Zarfl. Archivbild: David Ausserhofer

Staudämme sind nützlich, gefährden aber auch Ökosysteme. Durch den ungebremsten Bau von Staudämmen steigt speziell der Druck auf den Lebensraum von Süßwassertieren. Unter Leitung von Prof. Christiane Zarfl vom Zentrum für Angewandte Geowissenschaften der Universität Tübingen hat ein internationales Forscherteam jetzt diejenigen Regionen identifiziert, deren Vielfalt an Süßwasserarten durch Staudämme besonders gefährdet sein könnte.

Zwar trägt die Energiegewinnung aus Wasserkraft zur Lebensgrundlage für Millionen Menschen bei. Staudämme greifen aber auch in den Lebensraum von Süßwassertieren ein, sie blockieren die Wanderwege für Megafische wie Störe und Riesenwelse, erschweren den Zugang zu Laichgebieten und reduzieren oder verschlechtern die Lebensräume von Süßwassertierarten sowohl flussauf- und abwärts. Dadurch sind die Dämme Mitverursacher für den Rückgang der Süßwasser-Megafauna.

Das Team untersuchte die Standorte weltweit geplanter und im Bau befindlicher großer Staudammprojekte und bewertete die Projekte hinsichtlich ihrer möglichen Folgen für die Vielfalt von Süßwasserarten. Dabei diente das Vorkommen von Süßwasser-Megafauna-Arten als Indikator, um den Zustand der Süßwasserbiodiversität zu bewerten. Es wird vermutet, dass der Verlust dieser körperlich großen Arten gleichzeitig auf einen Rückgang kleinerer Arten hinweist.

Mit den Ergebnissen lassen sich jene Staudammprojekte innerhalb eines Flusseinzugsgebiets identifizieren, die ein nachhaltiges Management von Flusseinzugsgebieten erschweren. „Die biologische Vielfalt muss in die Entscheidungsfindung über neue Staudämme einbezogen werden“, so Christiane Zarfl, „damit Klimaschutz nicht auf Kosten von Artenschutz vorangebracht wird“.