Steve Jobs

Steve Jobs

Der Spielfilm zeichnet mit Michael Fassbender in der Titelrolle die Karriere des 2011 gestorbenen Apple-Gründers nach.

11.11.2015

Von Klaus-Peter Eichele

Nach dem Facebook-Gründer Mark Zuckerberg („The Social Network?) kommt nun eine weitere Großikone der digitalen Revolution zu Spielfilm-Ehren.

Die vom Briten Danny Boyle („Slumdog Millionär?) inszenierte Biographie des Apple-Moguls Steve Jobs beginnt nicht mit der Geburt und auch nicht in der Garage, wo er mit seinem Jugendfreund Steve Wozniak die ersten Computer zusammenschraubte, sondern mit seinem ersten großen öffentlichen Auftritt, der Präsentation des Macintoshs im Jahr 1984. Der militante Perfektionist (Michael Fassbender) ist kurz davor, Hunderte Fans und Journalisten nach Hause zu schicken, weil das Gerät wegen einer Hardware-Panne nicht „Hallo? sagen kann ? was damals eine Sensation gewesen wäre. Seinem Techniker droht er mit öffentlicher Demütigung, wenn er das Problem nicht in den Griff kriegt. Nebenbei behandelt er seine Ex-Geliebte, die bei dem Multimillionär um ein bisschen Unterstützung nachsucht, und seine mutmaßliche Tochter mit maximaler Gefühlskälte. Erst als die Kleine beginnt, mit dem Macintosh ein Bild zu malen, erwacht sein beiläufiges Interesse.

Mit dieser gut halbstündigen, brillant in Echtzeit erzählten Episode ist das Persönlichkeitsbild schon weitgehend komplett: Steve Jobs ist ein unternehmerisches Genie und ein technischer Visionär, aber auch ein rücksichtsloser Menschenschinder und emotionaler Totalversager.

Die beiden anderen, formal identisch gestalteten Teilstücke des Films führen ins Jahr 1988, als Jobs nach seinem Rauswurf bei Apple mit dem Modell Nextcube geschäftlich scheiterte, und ins Jahr 1998, als mit der Präsentation des iMac Apples bis heute anhaltende Erfolgsgeschichte begann und Jobs endgültig zum Heilsbringer für Millionen avancierte. Vertieft werden die harten Auseinandersetzungen mit seinem alten Kumpel Wozniak (Seth Rogen) um die firmenphilosophische Marschrichtung (und um Respekt vor der Arbeit anderer), die aber nie zum vollständigen Zerwürfnis führen. Ähnlich verläuft die Beziehung zu Apple-CEO John Sculley (Jeff Daniels), der Jobs aus seiner eigenen Firma katapultiert, was er aber alsbald schwer bereut. In beiden Fällen verlässt Jobs am Ende als Sieger das Feld, während ihm in der Beziehung zu seiner erwachsen werdenden Tochter weiterhin ein Schnitzer nach dem anderen unterläuft.

Man darf bezweifeln, dass sich all dies auch nur annähernd so zugetragen hat, wie Regisseur Boyle es schildert. Die Art der filmischen Verdichtung biografischen Materials, flankiert von großartigen schauspielerischen Leistungen, ist aber schlichtweg meisterlich.

Steve Jobs, wie er leibt und lebt(e)? Wenn‘?s nicht stimmt, ist es großartig erfunden.