Die eindringliche Bildsprache entschädigt für den erwartbaren Handlungsverlauf.

Stille Sehnsucht - Warchild

Die eindringliche Bildsprache entschädigt für den erwartbaren Handlungsverlauf.

24.11.2015

Stille Sehnsucht - Warchild

Senada (Labina Mitevska) geht es ganz gut im Nachkriegs-­Bosnien. Sie hat einen Job in der Hauptstadt Sarajevo. Sie fährt Motorrad und geht abends mit einer Freundin aus. Da fällt ihr ein Zeitungsbericht in die Hände, der über nach Deutschland evakuierte Kinder berichtet. Sofort fühlt sich Senada in die Kriegsjahre Anfang der 90er Jahre zurückkatapultiert. Ihre asthmakranke kleine Tochter Aida ist seither verschwunden. Senada ist entschlossen, das Mädchen wiederzufinden. Beim Roten Kreuz in Brcko erfährt sie, dass ein Bus der Hilfsorganisation kranke Kinder nach Österreich, in die Schweiz und nach Deutschland gebracht hat. Senada macht sich auf den Weg.

Legal ist das nicht möglich, aber da gibt es ja noch den Schleuser Dzigera von der „Moby Dick?-­Fischfeinkost. Wie nebenbei entschlüpft ihm eine Moral der Geschichte: „Europa ist doch scheiße. Da kannst du nicht mal umsonst pissen.?

Solche Warnungen interessieren Senada nicht; ihre Hoffnungen sind dafür viel zu drängend. Ihre Odyssee durchs Wiener, Münchner und Ulmer Jugendamt hat ziemlich bald Erfolg. Aida lebt als Kristina bei der deutschen Familie Beate und Lars Heinle, in der Tübinger Zuschauer unschwer die früheren Zimmertheater-­Intendanten Crescentia Dünsser und Otto Kukla wiedererkennen werden. Es folgt ein recht unwürdiges Gezerre, speziell von deutscher Seite. Senada ist es, bei der Sympathien des Zuschauers liegen: Obwohl sie ihre Traumatisierung im Krieg in der deutschen Provinz spiegelbildlich noch einmal durchlebt, versucht sie am Ende, allein im Sinne ihrer Tochter zu entscheiden.

Von Anfang an besticht die Kamera (Thomas Mauch), die dem quasi-­dokumentarischen Blick eine seltene Intensität verleiht. Die eindringliche Bildsprache lässt spüren, wie lohnend es sein kann, die Geschichten ganz gewöhnlicher Menschen zu erzählen. Das Drehbuch basiert auf realen Fällen von während der Jugoslawienkriege „vermissten? Kindern.