Skispringen

Stoch ist wieder flott

Nach seinen Olympiasiegen lief bei Polens Star nicht mehr viel zusammen. Doch nun greift der 29-Jährige nach seinem ersten Sieg bei der Vierschanzentournee.

03.01.2017

Von SID

Kamil Stoch aus Polen: Bei der Vierschanzentournee auf dem Sprung zum Gesamtsieg? Foto: dpa

Kamil Stoch aus Polen: Bei der Vierschanzentournee auf dem Sprung zum Gesamtsieg? Foto: dpa

Garmisch. Er hat einfach die Ruhe weg. „Ich muss nicht der Beste sein. Mir reicht es, wenn ich nach einem Sprung happy bin. Ich liebe und genieße das Skispringen“, sagte Kamil Stoch nach seinem zweiten Platz in Garmisch bei der Vierschanzentournee. Währenddessen meldete sich sein Mobiltelefon, Stoch ging ran und gab entspannt seine Befindlichkeit ins heimische Polen durch – die Kontrahenten Daniel Andre Tande und Stefan Kraft neben ihm auf dem Podest grinsten breit.

Was anderen als gesteigerte Unhöflichkeit ausgelegt worden wäre, wird dem 29-Jährigen gerne nachgesehen. Schließlich ist Stoch mit seiner charmant-freundlichen Art nicht nur einer der meistgeachteten Artisten im Schanzen-Zirkus. Auch sportlich ist der Doppel-Olympiasieger von Sotschi eine ganz große Nummer – und nach zwei verkorksten Jahren hat er wieder Anschluss. Mehr als das: Im reifen Springeralter ist Stoch auf dem Wege zum ersten Tournee-Gesamtsieg, geht als Spitzenreiter ins dritte Springen morgen in Innsbruck. „Daran denke ich im Moment gar nicht – es können noch viele gewinnen“, sagte Stoch.

Die aussichtsreichsten Mitbewerber saßen direkt neben ihm: Der Österreicher Kraft, Sieger von Oberstdorf, liegt die Winzigkeit von 0,8 Punkten zurück - umgerechnet nicht einmal ein halber Meter. Der Norweger Tande, Sieger von Garmisch, 6,6 Punkte.

Dies wurde auch Stoch so dargelegt, allein: Es kümmerte ihn herzlich wenig, er sinnierte lieber über die Magie der Momente. Davon gebe es „viele sehr spezielle in diesem Jahr. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in Oberstdorf auf dem Podest, zum ersten Mal in Garmisch, zum ersten Mal führe ich die Tournee an“, sagte Stoch und wirkte dabei ungemein zufrieden mit sich und der Welt. Ein Gefühl, das dem Perfektionisten abhanden gekommen war. Der Spät(durch)starter hatte erst 2011 – nach sieben Jahren im Weltcup – sein erstes Springen gewonnen. Zwei Monate vor dem Rücktritt seines großen Landsmannes Adam Malysz war das, die Thronübergabe klappte fließend: Stoch wurde Weltmeister, Olympiasieger, Gesamtweltcupsieger – und verabschiedete sich wieder ins Mittelmaß. Dort holte ihn im Sommer Stefan Horngacher ab. Der Österreicher, bis dahin Assistent des deutschen Bundestrainers Werner Schuster, machte Stoch als Nationaltrainer in Rekordzeit wieder richtig flott. sid