Nach römischem Recht

Studenten gewannen bei Jura-Wettbewerb

Der Angeklagte war ein ziemlich windiger Typ, ging Deals ein mit Piraten und Sklaven. Vier Tübinger Jura-Studenten verhandelten den kuriosen, fiktiven Fall aus römischer Zeit derart geschickt, dass sie einen internationalen Jura-Wettbewerb in Wien gewannen.

21.04.2016

Von an

Tübingen. „Moot Courts“ nennen sich die Wettbewerbe mit fiktiven Fällen, in denen angehende Juristen sich üben können: im Pladoyer zu überzeugen, auf hartnäckige Nachfragen der Richter eine gute Strategie zu finden, Fallstricke der Gegenseite zu erkennen. Die vier Tübinger Jura-Studenten Sima Samari, Susanne Renz, Karolin Dirscherl und Adrian König mit ihren Betreuern Prof. Thomas Finkenauer und Sebastian Schneider haben sich bereits seit Januar auf einen solchen fiktiven Zivilprozess vorbereitet: In der Tübinger Jura-Bibliothek trafen sie sich „zwischen Büchertürmen und Laptops“, um sich in das Römische Recht und die Rechtsauslegung im Jahr 542 einzuarbeiten. Am ersten April-Wochenende wurde der fiktive Fall dann in Wien verhandelt.

Dieser war reichlich vertrackt: Der Angeklagte soll einer Sklavin einen falschen Rechtsrat gegeben und sie dadurch aufgewiegelt haben. Zugleich war der windige Geschäftsmann als Unterhändler unterwegs, um den Sohn der Klägerfamilie aus der Gefangenschaft von Piraten zu befreien – und hat dabei noch selbst Geschäfte mit den Piraten gemacht.

Die Tübinger schlugen sich bravurös gegen die Teams der Universitäten Athen, Cambridge, Liège, Neapel, Oxford, Trier und Wien. Beinahe, berichten sie auf der Uni-Homepage, wäre Karolin Dirscherl allerdings im Finale als Anwältin des Angeklagten wegen Fälschung von Gesetzestexten zum Tode verurteilt worden.

Die Gerichtssprache war übrigens nicht Lateinisch – aber Englisch. Umso mehr zählt, dass sich die Tübinger im Finale gegen die Muttersprachler aus Cambridge durchsetzten und den Wettbewerb gewannen.