Sture Böcke

Sture Böcke

In der Tragikomödie aus Island müssen sich zwei verfeindete Brüder zusammenraufen, als ihre Schafe krank werden.

30.03.2016

Von Klaus-Peter Eichele

Karge Landschaft, raues Wetter, knorrige Menschen in rustikalen Wollpullis – der Film von Grímur Hakonarson lässt von der ersten Einstellung an keinen Zweifel an seinem Schauplatz Island. Als nächstes kommen die Schafe, deren Wolle, Fleisch und Milch den wenigen Bewohnern eines abgelegenen Tals das bescheidene Überleben garantieren. Insofern kommt es einer Vulkanausbruch-ähnlichen Katastrophe gleich, als die Behörden eine Seuche konstatieren und die Tötung des gesamten Schafbestands der Gegend anordnen. Zwar hilft der Staat den Bauern über die Existenznot hinweg, doch der Schmerz über den Verlust des Lebensinhalts wird dadurch nicht gelindert.

Vor diesem Hintergrund erzählt der Film von zwei Brüdern, die ein besonders inniges Verhältnis zu ihren Tieren haben. Miteinander haben die älteren Herren, deren Höfe nur einen Steinwurf voneinander entfernt liegen, allerdings seit 40 Jahren nicht mehr gesprochen. Die unabdingbare Kommunikation erfolgt per Hundepost. An ihrer Feindschaft ändert sich zunächst auch nichts, als die Katastrophe über das Tal hereinbricht. Der zum Jähzorn neigende Kiddi ertränkt seinen Schmerz im Schnaps und lässt sich dann zu wüsten Angriffen auf seinen Bruder hinreißen. Gummi hingegen möchte vor allem seine Ruhe haben, hält er doch im Keller ein paar Schafe versteckt, mit denen er die uralte Zuchtlinie erhalten will. Erst als ihm das Veterinäramt auf die Pelle rückt, kommt es zur zaghaften Wiederannäherung der Geschwister.

Dem rohen Plot nach könnte „Sture Böcke“ auf einen Standard-Wohlfühlfilm mit kauzigen Charakteren und rührseligem Ende hinauslaufen, doch so einfach macht es sich Regisseur Hakonarson nicht. Über weite Strecken schildert er mit dokumentarisch geschultem Blick das Alltägliche des Ausnahmezustands: wie das Vieh geschlachtet, der Stall desinfiziert und im Gemeindezentrum wortkarg über die Zukunft beratschlagt wird. Gelegentlich gibt es einen Gag, wenn etwa Gummi seinen sturzbetrunkenen Bruder auf der Baggerschaufel ins Krankenhaus bugsiert. Insgesamt spielt allerdings weniger der Streit, über dessen Ursache man wenig erfährt, als die Einsamkeit, in die sich die beiden manövriert haben, die Hauptrolle. Emotional und dramatisch wird es, wenn auch auf kleiner Flamme, erst in den Schlusssequenzen, deren letzte so vieldeutig ist, dass man noch lange nach dem Abspann daran zu knabbern hat.

Die Liebe zum Tier bricht die Feindschaft der Menschen: steile These, schön illustriert.