Fußball-Ass der Woche

Sieg für Sieg

Vöhringens neuer Innenverteidiger Paul Sieg verlegt extra seine Schichten, um kein Spiel zu verpassen. Für morgen hat er wegen der Abendpartie sogar Urlaub genommen.

11.09.2018

Von Florian Dürr

Der Vöhringer Paul Sieg (rechts) fühlt sich im Zweikampf pudelwohl. Meist geht er auch als Sieger hervor. Bild: Burkhardt

Der Vöhringer Paul Sieg (rechts) fühlt sich im Zweikampf pudelwohl. Meist geht er auch als Sieger hervor. Bild: Burkhardt

WennWittendorfs Lucas Haug den Namen Paul Sieg hört, vergeht ihm wohl schnell die Lust am Fußball: 90 Prozent der Zweikampfduelle gewann Vöhringens Innenverteidiger am Sonntag vor einer Woche gegen den sonst so treffsicheren Torjäger Haug. Nachdem der Wittendorfer zuvor in drei Spielen fünfmal netzte, fand er gegen Vöhringen seinen Meister in Sieg – Sieg für Sieg im direkten Duell, Punkt für Außenseiter Vöhringen, das sich gegen den Favoriten ein 1:1 erkämpfte. „Wir wussten, dass es schwierig wird, wenn er an den Ball kommt. Ich sollte ihm Druck geben und ihn so aus dem Spiel nehmen. Oft war ich vor ihm am Ball“, erzählt Sieg.

Und auch am vergangenen Sonntag hielt der Innenverteidiger seine Hintermannschaft zusammen, sodass dieses Mal am Ende sogar ein Zu-Null-Sieg zu Buche stand: 5:0 gegen Dornstetten. Der Neuzugang hat sich mit seinen Leistungen in nur vier Spielen in der Vöhringer Stammelf etabliert und damit bisher das schwere Erbe von SG-Legende Benjamin Hauser erfolgreich erfüllt. „Da war schon Druck dabei, weil Benny Hauser seine Aufgabe richtig gut gemacht hat. Aber ich kann mit Druck umgehen und habe schon gutes Feedback bekommen“, erzählt Sieg. Damit heißt es wieder: Sieg für Sieg, Niederlage für seinen Innenverteidiger-Konkurrenten Luca Kopf.

Dabei kam der 30-Jährige eigentlich eher zufällig über seinen Bruder Edwin Sieg nach Vöhringen: „Markus Bradtke hat in den Gesprächen Edwin gefragt, ob er einen Bruder hat. Ich habe dann mal ein Probetraining gemacht und war gleich sehr zufrieden“, erzählt Sieg. So wechselte der gebürtige Russe vom Bezirksligisten 1. FC Burladingen aus dem Bezirk Zollern in den Nordschwarzwald. „Ich wollte nochmal mit meinem Bruder zusammenspielen. Wir haben eine enge Verbindung“, sagt Sieg über den fünf Jahre jüngeren Edwin, den es mit seiner Freundin nach Vöhringen zog.

Doch nicht nur wegen seines Bruders entschied sich Paul für einen Wechsel zur SGV: Auch Erfolgstrainer Markus Bradtke spielte eine große Rolle in seinen Überlegungen. „Markus ist der beste Trainer, den ich in meiner Karriere bisher hatte“, lobt Sieg seinen Coach in höchsten Tönen.

Bei Burladingen hingegen sollte ein Spielertrainer den Bezirksligisten zur neuen Saison übernehmen - was den Vorstellungen des 30-Jährigen nicht entsprach: „Ich halte nichts davon. Ein Spielertrainer ist nicht wie ein richtiger Trainer, der von außen alles sieht und Kommandos gibt.“

Bei Bradtke sei das alles anders: „Er weiß, was er sagt und die Spieler verstehen ihn. Er macht sich viele Gedanken, ist mit vollem Einsatz dabei und lebt für den Fußball“, sagt Sieg. Deshalb schreckt der 30-Jährige auch nicht vor höchsten Zielen - wie zum Beispiel dem Aufstieg in die Landesliga – zurück: „Warum sollten wir das nicht irgendwann schaffen? Wir haben sehr gute, junge Spieler und wenn das mit Markus, die nächsten Jahre so weiter geht, dann packen wir es vielleicht mal“, sagt der äußerst ehrgeizige Sieg.

So ehrgeizig, dass der Innenverteidiger sogar schon eine Woche vor dem Start der eigentlichen Vorbereitung angefangen hat, joggen zu gehen. Und auch privat und beruflich achtet Sieg darauf, dass alles so gelegt wird, dass dem Fußball kaum bis gar nichts im Weg steht. „Er verlegt immer extra seine Schichten, damit er die Trainingseinheiten und Spiele nicht verpasst“, lobt Trainer Bradtke und fügt scherzend hinzu: „Paul ist ein positiver Spinner.“

Obwohl der 30-Jährige erst im Alter von acht Jahren mit dem Fußballspielen begann, packte ihn die Leidenschaft für diesen Sport sofort: „Wir sind nach der Schule immer gleich auf den Bolzplatz. Jede freie Minute habe ich gekickt – und das ist heute noch so, auch wenn meine Freundin manchmal schimpft“, verrät Sieg.

So wird er wegen seiner Spätschicht auch am Mittwoch für das Spiel gegen Gündringen sogar extra einen Tag Urlaub nehmen: „Ich will kein Spiel verpassen!“

Seinen Ehrgeiz und den Namen, der zum Siegen verdammt, hat der Innenverteidiger von seinen Eltern: Die waren zwar keine Fußballer, aber seine Mutter war erfolgreiche Leichtathletin in Russland, sein Vater Boxer. „Die waren sehr sportlich, das habe ich von ihnen geerbt“, sagt Sieg, der im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland zog. Seinen positiven Nachnamen mag der 30-Jährige: „Ich finde den cool. Wäre schön, wenn es mit dem Sieg immer klappen würde“, sagt er.

Vielleicht gibt es die nächsten drei Punkte ja schon am morgigen Mittwoch gegen den SV Gündringen (Anpfiff: 18.15 Uhr). Dann würde es wieder heißen: Sieg für Sieg.

Sieg für Sieg

Paul Sieg SG Vöhringen

Geburtsdatum: 7. Januar 1988

Wohnort: Balingen-Heselwangen

Beruf: Industriemechaniker

Bisherige Vereine: 1. FC Burladingen, FC Hechingen

Position: Innenverteidiger

Rechts-/Linksfuß: beidfüßig

Größter sportlicher Erfolg: Bezirkspokalsieger und Aufstieg in die Bezirksliga Zollern mit Burladingen 2015

Saisonziel: Unter die ersten Drei

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Erstellt:
11.09.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 25sec
zuletzt aktualisiert: 11.09.2018, 01:00 Uhr

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