Fußball-Ass der Woche

Endstation Josef Walter

Wittershausens Keeper Josef Walter war am Samstag der große Derbyheld. Für zusätzliche Motivation sorgte ein Psychologe.

18.09.2018

Von Florian Dürr

Der sichere Rückhalt seiner Mannschaft: der Wittershauser Josef Walter. Bild: Müller

Der sichere Rückhalt seiner Mannschaft: der Wittershauser Josef Walter. Bild: Müller

Für die Vöhringer war es zum Verzweifeln: Ob Pascal Kopf (21.), Edwin Sieg (27.) oder Tobias Tews (83.) – Sie alle hätten am Samstag im Derby gegen Wittershausen den Ball nur noch ins Tor schieben müssen. Doch immer wieder war der TSG-Keeper zur Stelle und es hieß: Endstation – Josef Walter. Er parierte, pflückte hohe Bälle, pushte seine Vorderleute – Walter war im Spiel so richtig „on fire“ und am Ende der große Held beim 1:0-Derbysieg gegen den Erzrivalen. Und das, obwohl der 33-Jährige eigentlich so gar nichts mit der Rivalität zu den Vöhringern anfangen kann – erst im Sommer ging der Wechsel vom FV Rottweil kurzfristig über die Bühne.

Doch der Torhüter ließ sich vom Derbyfieber seiner Mitspieler regelrecht anstecken: „Ich habe die Anspannung bei jedem gespürt und konnte mich da richtig gut reinsteigern. Schon morgens beim Aufstehen habe ich gemerkt: Ich hab richtig Bock auf das Spiel“, verrät Walter. Zusätzliche Motivation gab es auch im Abschlusstraining am vergangenen Freitag: „Wir hatten Besuch von einem Psychologen, der uns heiß gemacht hat“, erzählt der 33-Jährige. Ein Tipp des Mentaltrainers: „Wenn ihr mehr Adrenalin wollt, dann denkt an positive Sachen.“ Und auch einen geheimen Schlachtruf vereinbarten die Wittershauser: „Der soll heißen: Brust raus, Kopf hoch. Und er ist auch am Samstag ein paar Mal gefallen“, erzählt Walter. Doch auch durch die entschärften Vöhringer Torchancen füllte es den Körper des Keepers immer wieder mit neuem Adrenalin. „Innerlich stößt man da immer einen Jubel aus. Mit jedem Ball, den man hält, denkt man: Heute kann nichts mehr passieren“, sagt er.

Und tatsächlich: Der erfahrene Torhüter hielt seinen Kasten sauber und bescherte seiner Mannschaft damit den ersten Zu-Null-Sieg in der aktuellen Runde. Die Wittershauser wussten am Ende deshalb ganz genau, bei wem sie sich bedanken mussten: „Ich hatte nach Abpfiff gleich zwei meiner Abwehrleute im Arm“, erzählt Walter, der daher auch nichts von den unschönen Szenen mitbekam. „Ich bin sowieso keiner, der einen
beleidigt – ich finde das nicht toll“, sagt er.

Der 33-Jährige konzentriert sich lieber auf seine Aufgaben auf dem Feld. Da ist der Keeper auch oft außerhalb des Strafraums zu sehen, um für seine Mitspieler als Anspielstation zu dienen: „Ich spiele wie ein Libero“, sagt Walter. Denn neben seiner Beidfüßigkeit ist er auch technisch „nicht der Schlechteste“. Zudem bringt er jede Menge Erfahrung mit: Zwei Jahre spielte er mit dem SV Villingendorf in der Landesliga, zuletzt schaffte er mit Rottweil über die Relegation den Aufstieg von der Bezirksliga.

Das sollte eigentlich der erfolgreiche Schlusspunkt seiner Karriere werden, doch dann verletzte sich Wittershausens etatmäßiger Stammkeeper Martin Schmidt schwer am Ellenbogen. Schnell meldete sich die TSG bei Walter, der unter anderem Co-Trainer Marcel Hezel und Kapitän Andreas Rapp gut kennt. „Ich wollte eigentlich nicht mehr, aber dann habe ich gesagt: Ich helfe ein Jahr aus.“

Der 33-Jährige will mehr Zeit mit seinem Sohn verbringen, den er aufgrund der Trennung von seiner Frau nur an den Wochenenden sehen kann. „Ich will nicht mehr jedes Wochenende auf dem Sportplatz stehen, die Zeit mit meinem Sohn ist mir wichtiger“, sagt Walter. Diese Saison wird der Keeper aber auf jeden Fall noch zu Ende spielen.

Bis dahin will er der jungen Wittershauser Mannschaft noch dabei helfen, sich weiterzuentwickeln. „Taktisch haben wir noch ganz schön Nachholbedarf“, merkt der 33-Jährige an. Zudem nagen auch die 18 Gegentore nach sieben Spielen an ihm: „Also so viele habe ich noch nie kassiert.“ Der 1:0-Sieg
am Samstag war dagegen „überragend“ – „Das ist mir lieber als ein 5:3“, sagt er.

Bei den meisten Gegentoren konnte Walter nach eigener Aussage nicht viel machen, doch bei zwei Situationen sah auch er nicht ganz glücklich aus, gibt er zu. Eine Zu-Null-Spiele-Marke setzt sich der Keeper mittlerweile aber nicht mehr: „Das habe ich früher gemacht.“

Diese Saison zählt nur der Nichtabstieg: „Das wäre eine super Leistung“, sagt Walter. Dann hätte der Routinier auch wieder sein verdientes, erfolgreiches Karriereende. Dieses Mal dann aber endgültig.

Endstation Josef Walter

Josef Walter TSG Wittershausen

Geburtsdatum: 26. Juli 1985

Wohnort: Lindenhof

Beruf: Heizungsmonteur/Anlagenmechaniker

Bisherige Vereine: SC Lindenhof,

SV Villingendorf, FV Rottweil

Position: Tor

Größe: 1,80 Meter

Rechts-/Linksfuß: Beidfüßig

Größter sportlicher Erfolg: Bezirksliga-Meister mit Villingendorf 2013

Saisonziel: Nichtabstieg

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Erstellt:
18.09.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 12sec
zuletzt aktualisiert: 18.09.2018, 01:00 Uhr

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