Von Kusterdingen ans andere Ende der Welt

Susanne Steinmaier und Dieter Aulich feierten Weihnachten über dem Gletscher

Reisen Ihre „Traumreise ans andere Ende der Welt“ führte die Kusterdinger Susanne Steinmaier und Dieter Aulich nach Neuseeland. Sie radelten 2000 Kilometer – und es war bei weitem nicht ihre erste Reise mit dem Rad.

06.10.2016

Von Moritz Hagemann

Susanne Steinmaier und Dieter Aulich Privatbild

Susanne Steinmaier und Dieter Aulich Privatbild

Seit 13 Jahren sind Susanne Steinmaier (53) und Dieter Aulich (59) ein Paar. Für ihr großes Hobby legen die Verwaltungsangestellte und der technische Angestellte gerne auch mal mehrere Urlaube zusammen. Dass beide die Natur mögen, sieht man auch in ihrem Kusterdinger Garten: Gepflegt, bepflanzt, auch ein Orangenbäumchen hat seinen Platz. Was beide vor 13 Jahren allerdings noch nicht gemeinsam hatten, war die Vorliebe für das Fahrrad. „Ich war eher viel joggen“, sagt sie. Doch der Lebensgefährte war schon immer gerne auf zwei Rädern unterwegs – und steckte die Partnerin an. Wenn beide heute mit ihren Rädern verreisen, dann sei das „mehr Urlaub als irgendwo am Strand“, sagt Steinmaier. Denn: „Man bekommt mehr Kontakt zu Land und Menschen.“

So sind beide schon den Donau-Radweg von Wien nach Budapest gefahren, haben 1000 Kilometer im Baltikum zurückgelegt und ihre Räder nach einer Tour durch Namibia für den guten Zweck gleich da gelassen. Sie erinnert sich auch an bergige Wege in Portugal, „das war das einzige Mal, dass ich mein Fahrrad weggeworfen habe.“ Doch diese Länder, durch die beide schon geradelt sind, „sind abgehakt“, sagt er. „Da haben wir alles aufgesaugt.“

Durch Neuseeland sind beide 150 Stunden geradelt, etwa 2000 Kilometer in fünf Wochen auf der Südinsel – von 2014 auf 2015 war das. Hintendran hängten beide noch drei Wochen Urlaub auf dem nördlichen Teil und der Südsee-Insel. Und bauten da auch immer wieder Radtouren ein. Erste Probleme gab’s schon davor: „Logistisch ist das eine riesige Herausforderung“, sagt er. Das Zelt für den Neuseeland-Trip hätten sie beispielsweise auf der Alb mal getestet. „Da war wohl ein Haken noch etwas schmutzig“, sagt er. Der Zoll zog das Zelt ein, nach der Ankunft musste schnell ein neues gekauft werden. Gebraucht wurde es nur ein Mal, überwiegend schliefen beide in Motels. Doch auch die Streckenplanung sei ausgiebig, sagt Aulich, denkt auch schon an die nächste Reise und deutet auf das Wohnzimmer: „Da liegen fünf Bücher über Radwege in den USA.“ Es gebe einen Radweg von Mexiko nach Kanada, „ohne einen Zentimeter auf Asphalt zu fahren.“

Kilometer sammeln mit Zeit

Denn beide legen Wert darauf, sich ihre Touren nach individuellen Bedürfnissen zusammenzustellen. „Ich bin eher der, der Kilometer sammelt“, sagt er. Sie ergänzt: „Ich brauche die Landschaft und Zeit, das alles anzuschauen.“ Die sei in Neuseeland so prägend gewesen, dass es am Abend nichts mehr gebraucht habe, „außer vielleicht einem Bierle und was zu Essen“, um die Eindrücke wirken zu lassen. Für Neuseeland schwärmen beide: „Gletscher, Urwald, Vulkane, das Meer, dort gibt’s alles“, sagt er.

Da hat’s gepasst, dass Steinmaiers Tochter Eva (21) gerade für ein „Work-and-Travel“-Jahr in Neuseeland war. So ging der Flug nach Christchurch und die südliche Insel wurde mit dem Rad in Angriff genommen. Die Bilanz: fünf Plattfüße, drei kaputte Mäntel, ein Kettenriss. Und „zwei Highlights“. Am Heiligen Abend 2014 beschenkten sich beide spontan mit einem Helikopter-Flug, der über die Gletscher ging. „Gigantisch!“, sagt Aulich – und strahlt. Er zeigt Videos auf seinem Laptop. Das fühle sich an, sagt er, als sei es gestern gewesen. Was er bei solchen Radreisen erlebe, das sei bei ihm immer präsent.

Auch der Pakihi-Trak auf dem zweiten Teil der Reise an der Nordostküste: 20 Kilometer nur bergab, im Urwald, „da ist man mit sich und der Welt alleine“, sagt er. Bevor er sich in das Abenteuer gestürzt hat, musste er oben unterschreiben. „Aber austragen muss man sich nicht – warum auch immer.“

Als sie in Neuseeland Kontakte knüpften, so gibt er zu, hätten beide stolz vorgetragen, acht Wochen dort verbringen zu können. Doch andere Reisende seien sogar ein ganzes Jahr dort gewesen. „Da übt man sich dann schnell in Zurückhaltung“, sagt er.

Vielleicht nach Südamerika

Weniger zurückhaltend sind beide in der Planung neuer Reisen. Neben den USA sei auch Südamerika eine Option, sagt sie: „Das steht bei mir ganz oben auf der Liste.“ Dass sie mal bei einer Radreise von einem Hund gebissen wurde oder der Partner vom Filmen so abgelenkt war, dass er beckentief in einem Fluss landete, schreckt beide nicht ab. Denn er sagt: „Die schönste Herausforderung ist doch, morgens loszufahren und nicht genau zu wissen, was einen auf dem Weg dorthin erwartet, wo man abends sein möchte.“

Präsentation der Reise für den guten Zweck

Multimediavortrag Rund zwei Stunden zeigen Dieter Aulich und Susanne Steinmaier einen Multimediavortag von ihrer Fahrradreise nach Neuseeland am Freitag, 7. Oktober, in der Gomaringer Kulturhalle. Bis zu 450 Gäste können Platz finden, der Eintritt ist frei, ab 19 Uhr ist Einlass. Allerdings bitten beide um Spenden für den Förderverein Uhuru e.V., der einen Kindergarten für Kinder aus extrem armen Familien in den Manyata Slums in Kenia unterstützt. „Da ist es oft so, dass die Kinder danach nicht zur Schule gehen können, weil sich die Eltern die Uniform nicht leisten können“, weiß Susanne Steinmaier. Beide stehen in engem Austausch mit dem Verein Weltenkinder e.V., „das hat uns überzeugt, dass dort die Hilfe notwendig ist“, sagt Aulich.

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Erstellt:
06.10.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 39sec
zuletzt aktualisiert: 06.10.2016, 01:00 Uhr

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