Mit Anstand und Würde auf der schiefen Bahn. Wer‘s glaubt.

Sweet Sixteen

Mit Anstand und Würde auf der schiefen Bahn. Wer‘s glaubt.

24.11.2015

Von che

Wenn ein Film von Ken Loach „Sweet Sixteen? heißt, kann das nur ironisch gemeint sein. Und tatsächlich: Gar nichts ist süß an dieser Jugend in diesem immer regengrau verhangenenen schottischen Küstenkaff, das wohl mal eine Arbeiterhochburg war, als es hier noch Arbeit gab. Inzwischen ist die Bevölkerung geschieden in Drogendealer und Drogenabhängige. Wer es zu etwas bringen will, muss kriminelle Energie entwickeln, was der 15-jährige Liam (Martin Compston) erst widerwillig, dann immer eifriger auch tut. Mit seinem als Pizza-Service getarnten Rauschgift-Ring kommt er freilich schnell der örtlichen Mafia ins Gehege, und so endet der Versuch, sich ein Stück Glück zu ergaunern, wo er begonnen hat: in bitterer Armut.

Eigentlich muss man Regisseur Ken Loach („My Name is Joe?, „Bread and Roses?) bewundern, mit welcher Beharrlichkeit er seit 35 Jahren seinen Blick auf den Bodensatz der Gesellschaft wirft, auf jene Erniedrigten und Beleidigten, die im Kino sonst höchstens mal in komödiantisch gecleanter Form („Ganz oder gar nicht?) auftauchen. Doch im Grunde sind seine eigenen Geschichten von den Underdogs, die noch in der tiefsten Gosse ihre Gutmenschlichkeit behaupten, nicht minder märchenhaft. Undenkbar wäre es, dass Liam etwa aus schnöder Raffgier zum Ganoven wird; vielmehr will er seiner geschundenen Mutter einen Wohnwagen kaufen, damit diese sich endlich von ihrem bösen Lover löst.

Weil das Milieu stimmig ist und die Schauspieler überzeugen, ist „Sweet Sixteen? nicht schlechter als jeder andere Loach-Film. Die immergleiche Melodie, mit der er das Loblied der Geknechteten singt, beginnt aber zu nerven.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 48sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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