Swingerclub schon vor dem Anfang am Ende

Ende August machte in Horb das Gerücht die Runde, demnächst werde in der Stadt ein Swingerclub eröffnen – wie auf der Portalseite „Joyclub.de“ immer noch zu lesen ist. Die Stadtverwaltung dementierte auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE damals prompt, irgendeine Genehmigung erteilt zu haben: „Der Stadt Horb sind derzeit weder in gewerbe- noch in baurechtlicher Hinsicht entsprechende Feststellungen oder Anträge bekannt.“

Der Betreiber von Joyclub erklärte zur Zuordnung des Clubs zur Stadt Horb, das System suche automatisiert die nächstgrößere Stadt als Bezugspunkt. Eine Mitarbeiterin erläuterte weitere Details: „Auf unserer Plattform Joyclub.de haben sowohl natürliche Personen als auch Clubs und Veranstalter die Möglichkeit, Profile anzulegen und Veranstaltungen einzustellen.“ Dafür seien weder Kooperationsverträge noch anderweitige Vereinbarungen Voraussetzung. Für den Inhalt seien die Profilinhaber verantwortlich.

Nachfragen beim Landkreis Freudenstadt und den umliegenden Landkreisen brachten dasselbe Ergebnis wie in Horb: Nirgends wurde ein Swingerclub beantragt, geschweige denn genehmigt.

Der Betreiber des geplanten Clubs hatte für das kommende Wochenende eine Eröffnungsparty ausgeschrieben, zu der sich – wiederum über das Portal „Joyclub.de“ über 100 Teilnehmer angemeldet hatten. Ein Hinweis auf diese Party war dort gestern allerdings nicht mehr zu zu sehen. Stattdessen soll am 27. November ein „Frühstück“ stattfinden (siehe großes Bild). Allerdings scheint Joyclub.de selbst der Ankündigung nicht mehr zu trauen und hat folgende Hinweise ergänzt: „Du kannst dich zu dieser Veranstaltung nicht mehr anmelden. Das Veranstalter-Profil ist gesperrt oder stillgelegt.“

Eine Person, die unsere Berichterstattung in dieser Sache verfolgt hatte und sich im Umfeld der Swinger-Szene sowie des Betreibers bewegt, rief daraufhin in der Redaktion an: Nicht nur die Eröffnungsfeier, sondern vermutlich der ganze Betrieb des Swingerclubs „Pleasure“ seien abgesagt. Als ein Indiz nannte die Person, dass der Betreiber, der ihr persönlich bekannt sei, Möbel für das Club-Inventar entgegen einer Abmachung bei einer gemeinsamen Bekannten weder abgeholt noch bezahlt habe.

Keine Eröffnungsfeier

Auf Joyclub.de sei in den Online-Kommentaren zur geplanten und offenkundig abgesagten Eröffnungsfeier sei vom Veranstalter zu lesen gewesen, alle Teilnehmer, die ihr Eintrittsgeld bereits in Vorkasse bezahlt hätten, würden dieses zurückbekommen. Weil die Veranstaltung aus der Datenbank entfernt ist, sind die Kommentare und damit dieses Versprechen allerdings nicht mehr sichtbar.

Die Person am Telefon berichtete weiter, das angepeilte Objekt für den Swingerclub sei ein ehemaliger Gasthof in Dietingen im Landkreis Rottweil gewesen. Sie mailte der Redaktion ein Digitalfoto in schlechter Auflösung, das aus der zugehörigen Immobilienanzeige stammen soll, jedoch das Hotel-Restaurant „Kaiser“ im Sulzer Teilort Glatt zeigt.

Die Nachfrage vor Ort überraschen die Betreiber des „Kaiser„ immens: Keinesfalls sei hier ein Swingerclub geplant, jemals geplant gewesen oder sonstwie im Gespräch. Auch der Besitzer der hinter dem „Kaiser“ gelegenen Appartementhäuser dementiert solche Vorhaben: Er habe die Immobilien vor etwa einem Jahr erworben, um die Wohnungen darin zu vermieten.

Die ursprüngliche Beschreibung des potenziellen Club-Betreibers – „abseits aller Wohngebiete am Waldrand“ – passt rund um Dietingen auf mehr als eine leer stehende Immobilie. Aber für mehr als Spekulationen genügt diese Beobachtung nicht. Sei’s drum: Sowohl Glatt als auch Dietingen liegen im Landkreis Rottweil, und dessen Pressestelle antwortete am 3. September auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE nach einem geplanten Swingerclub: „Ein entsprechender Betrieb wurde bei uns in letzter Zeit nicht aktenkundig.“

Damit konfrontiert, meinte die Person am Telefon, das passe ins Bild. Der nämliche Möchtegern-Clubbetreiber agiere mitunter recht blauäugig. Möglicherweise sei ihm gar nicht bewusst, welche bürokratischen Hürden für den Betrieb eines Swingerclubs zu nehmen sind. Das fange bei Behördenanträgen an und höre bei einem Impressum auf der Internetseite noch lange nicht auf. Beides habe er offenbar versäumt, weswegen der Plan vom Swingerclub „Pleasure“ wohl vorläufig als gescheitert gelten könne.

Der Herr, der die ganzen Club-Pläne ursprünglich ausgearbeitet hatte, war für eine Stellungnahme telefonisch nicht zu erreichen – wohl aber persönlich. Ausführliche Erläuterungen zu den erwarteten und ausgebliebenen Ereignissen waren ihm dabei jedoch nicht zu entlocken. Er ließ sich lediglich zu einem ebenso lauten wie klaren „Der Club bleibt zu. Ich verkauf das Ding wieder!“ hinreißen. Wo dieses „Ding“ stehe, gehe die Presse überhaupt nichts an. Damit hat er Recht: Wo genau ein Swingerclub nicht eröffnet, ist wirklich nicht berichtenswert.