Faszinierend komplex, mit glänzenden Stars: Fallstudie in Machtpolitik rund ums Öl.

Syriana

Faszinierend komplex, mit glänzenden Stars: Fallstudie in Machtpolitik rund ums Öl.

24.11.2015

Von che

Syriana

Turbulent, wie es auf der Bühne der Weltpolitik momentan zugeht, läuft auch das fast tot geglaubte Genre des Politthrillers wieder auf Hochtouren. Wobei das Wörtchen Thriller im Fall von „Syriana? ebenso falsche Erwartungen wecken könnte wie der Verweis auf den melo-moralischen „Ewigen Gärtner?. Gefühl und Suspense spielen in dem Film von Stephen Gaghan nur Nebenrollen; er ist über weite Strecken ein nüchternes, illusionsloses Protokoll von Machtpolitik in ihren teils sehr banalen Einzelheiten.

Im Stil von Soderberghs „Traffic?, für den er das Drehbuch geschrieben hat, bringt Gaghan ein halbes Dutzend Akteure ins Spiel, die zunächst nichts miteinander zu tun haben. Ein altgedienter CIA-Agent (George Clooney) soll im Mittleren Osten einen vermeintlichen Feind des Westens ausschalten. Ein vom Tod seines Kindes aus der Bahn geworfener Wirtschafts-Analyst (Matt Damon) lässt sich von einem arabischen Prinzen anheuern, um dessen demokratische Reformideen umzusetzen. Ein pakistanischer Gastarbeiter (Mazhar Munir) verliert seinen Job auf den Ölfeldern und wird mehr aus Verzweiflung als aus innerem Antrieb zur Beute eines islamistischen Rattenfängers. Sie und ein paar andere verstricken sich allmählich in einen blutigen Machtkampf in einem fiktiven Emirat, hinter dem die Interessen konkurrierender Ölkonzerne und der sie stützenden Regierungen stehen.

Um es nochmals zu sagen: Wer sich davon ein Hochspannungs-Stück mit klaren Fronten von Gut und Böse verspricht, wird keine rechte Freude haben. Vielmehr muss man seine ganze Konzentration zusammennehmen, um in dieser komplizierten Gemengelage von Interessen und Interventionen rund ums internationale Ölgeschäft nicht den Faden zu verlieren. Dass fast jeder Akteur neben seinen Machenschaften her ein privates Päckchen zu tragen hat, macht den Durchblick auch nicht gerade leichter.

Wer sich da irgendwie durchwurstelt (die vielen Stars und die exzellente Inszenierung helfen dabei), wird allerdings reich belohnt: Mit einer plausiblen, auch eine Reihe Nachrichten-bekannter Ereignisse streifenden Fallstudie über polit-ökonomische Wirkungsweisen jenseits von heldenhaftem Gebaren, Verschwörungstheorien und simplen „Blut für Öl?-Slogans. Und bekommt als Belohnung fürs Durchhalte-Vermögen dann doch noch eine ordentliche Portion gerechter Empörung geliefert.