Ein zeitgemäßer Thriller, dessen Melodramatik teilweise über das Ziel hinausschießt.

Tagebuch eines Skandals

Ein zeitgemäßer Thriller, dessen Melodramatik teilweise über das Ziel hinausschießt.

24.11.2015

Von hk

Tagebuch eines Skandals

Alle an der Schule sind begeistert von der Neuen im Lehrerkollegium. Mehr noch, sie sind betört: Von ihrer Anmut, ihrem entrückten Charme. Doch Sheba (Cate Blanchett) ist ein todgeweihtes feenhaftes Wesen. Sie träumt von einem anderen Leben und diese Sehnsucht verführt sie, sich auf eine Affäre mit einem Schüler einzulassen.

Es ist aber nicht diese Liebesbeziehung, die im Vordergrund steht, sondern die eingebildete Liebe der älteren Kollegin Barbara (Judi Dench) zu Sheba. Als sie hinter das Geheimnis der Neuen kommt, nutzt sie die Gelegenheit, um sich als kontrollierende Macht in das Leben der anderen zu schleichen. Diese soll für immer in ihrer Schuld stehen. Wenn die frustrierte Alte verbissen an ihrer Zigarette zieht, ihr Tagebuch öffnet, schreibt sie die gnadenlose Geschichte eines berechnenden Kampfes.

Doch ist es kein Kampf um Liebe, sondern einer gegen den Trübsinn der Einsamkeit. Und jeder Tag, an dem es ihr gelingt ein wenig mehr Besitz von der Freundin zu ergreifen, erhält ein goldenes Sternchen. Ein Sternchen, das passt ja irgendwie zu Sheba, die selbst wie von einem anderen Stern wirken soll. Doch so ganz gelingt das Cate Blanchett nicht, denn als die gute Fee sich auf das Spiel mit einem pubertierenden Jungen einlässt, letztlich sogar dessen Sprache adaptiert, verliert sie ihren Glanz.

Während der Charakter der bösen Hexe ambivalent gezeichnet ist, durchaus auch menschliche Schwäche erahnen lässt, wirkt die Rolle der jungen Schönheit etwas flach und unbeholfen. Sie ist keine Sphinx, sie ist lediglich dumm. Aus diesem Grund gelingt es ihr auch nicht, die Obsession der feindlichen Freundin zu durchschauen ? bis Barbaras Tagebuch deren wahre Absichten verrät.