Vierschanzentournee

Tande gewinnt in der Wind-Lotterie

Der Norweger holt sich beim verkürzten Springen von Innsbruck die Führung in der Gesamtwertung. Für Markus Eisenbichler platzt der Traum vom Podestplatz.

05.01.2017

Von DPA

Für die Aussicht über Innsbruck hatte Daniel Andre Tande wenig übrig. Die Springer hatten mit starken Windböen zu kämpfen. Foto: dpa

Für die Aussicht über Innsbruck hatte Daniel Andre Tande wenig übrig. Die Springer hatten mit starken Windböen zu kämpfen. Foto: dpa

Innsbruck. Markus Eisenbichler nahm seinen bösen Absturz in der Wind-Lotterie von Innsbruck mit einem bitteren Lachen hin, dann stapfte der 25-Jährige enttäuscht aus dem Auslauf: An einem chaotischen Tag am Bergisel hat die deutsche Skisprung-Hoffnung mit einem desolaten 29. Rang alle Chancen auf das Podest bei der Vierschanzentournee verspielt. Der Sieg ging nach nur einem Durchgang an den Norweger Daniel Andre Tande, der auch in der Gesamtwertung die Führung übernahm.

„Wehe, die brechen ab“, hatte Eisenbichler nach seinem schwachen Hüpfer auf 112,0 m noch gesagt, doch wenig später setzte die Jury dem widrigen Treiben ein Ende. „Es ist einfach blöd gelaufen. Ich ärgere mich aber vielmehr, dass ich zu früh am Tisch war. Mein Gott, es war halt einfach windig. Mal hat man es gut, mal hat man es schlecht“, sagte Eisenbichler.

Starker Wind hatte immer wieder zu Verzögerungen geführt. Der schon in Garmisch siegreiche Tande zog in der Wind-Lotterie das große Los, segelte auf 128,5 m und gewann vor seinem Landsmann Robert Johansson, dessen bestes Ergebnis bis dahin ein 13. Platz gewesen war. In der Gesamtwertung zog Tande mit 710,3 Punkten sowohl am zuvor führenden Kamil Stoch (Polen/708,6) als auch am Österreicher Stefan Kraft (693,7) vorbei.

Kamil Stoch war in der Probe gestürzt, trat mit schmerzverzerrtem Gesicht an und rettete zumindest Rang vier. „Ich kann meinen Arm kaum bewegen, dennoch bin ich glücklich“, sagte der Doppel-Olympiasieger. Kraft war geschwächt von einer Virusinfektion vom Bakken gegangen und musste sich mit dem 18. Rang begnügen. „Das war ein Scheißtag“, sagte der Austria-Adler kurz und knapp.

Markus Eisenbichler (669,0) rutschte derweil in der Tournee-Wertung vom vierten auf den sechsten Rang ab. „Die Leistung war okay, das Resultat leider nicht“, sagte Bundestrainer Werner Schuster, der im Wahl-Schwarzwälder Stephan Leyhe auf Rang elf seinen besten Athleten hatte: „Auch Markus hat eigentlich einen ganz guten Sprung erwischt. Es ist etwas sonderbar, dass er und auch Stefan Kraft bei solchem Rückenwind losgeschickt wurden.“

Kritik an der Jury gab es von mehreren Seiten. „Die Ampel ging von Rot auf Grün auf Rot. Ich habe schon einiges erlebt, aber so etwas noch nicht“, sagte der viermalige Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz: „Eigentlich ist es ein Witz, tut mir leid. Schade, wirklich schade.“

Der Österreicher Stefan Huber verweigerte sogar einen Start, obwohl die Ampel grünes Licht zeigte. „Ich verstehe die Jury nicht“, sagte Österreichs Nationaltrainer Heinz Kuttin und fügte erklärend hinzu: „Wenn so starke Böen kommen, und der Trainer die Verantwortung hat, kann man nur schwer eine Entscheidung treffen.“

Andreas Wellinger, Karl Geiger und Richard Freitag belegten am Ende die Ränge 13, 15 und 28. Im offiziellen Bergisel-Ergebnis rückte das Trio noch Plätze nach vorne, da alle Verlierer der K.o.-Duelle trotz besserer Punktzahl nicht in die Wertung eingingen.

Zeit zum Durchschnaufen bleibt Eisenbichler und Co. kaum. Schon heute (16.45/ZDF und Eurosport) steht in Bischofshofen die Qualifikation für das Finale auf dem Programm. Eisenbichler rechnet sich dort viel aus: „Die Schanze dort liegt mir, das ist eine für Flieger.“ sid