Rauchen oder nicht? Die Antwort verqualmt zu schierem Witz.

Thank You For Smoking

Rauchen oder nicht? Die Antwort verqualmt zu schierem Witz.

24.11.2015

Von che

Thank You For Smoking

Bald kommt die Zeit, da werden Humphrey Bogart in „Casablanca? die coolen Kippen aus dem Mundwinkel retuschiert. Leute wie Nick Naylor (Aaron Eckhardt) müssen dann vermutlich als abgeurteilte Schwerverbecher in Arbeitslagern Steine klopfen. Doch noch darf der wortgewaltige Pressesprecher der amerikanischen Tabakindustrie, zumindest im Film von Jason Reitman, unbehelligt sein Unwesen treiben und alle Tatsachen über die Schädlichkeit des Rauchens in ihr Gegenteil verdrehen.

Es wäre in unserer neopuritanischen Welt ein leichtes, diesen notorischen Lügenbold zum Abschuss freizugeben. Doch weil „Thank You For Smoking? nicht Propaganda, sondern Satire sein will, liegen die Dinge komplizierter. So bekommt der schäumende Geifer, mit dem die Anti-Raucher-Front gewöhnlich ihr Anliegen vorantreibt, genau so sein Fett weg wie das tolldreiste Schwadronieren des Tabakfuzzis. Wobei Naylor mit seinem unverkrampften Charme und seiner Lieblingsfloskel von der Eigenverantwortung der Konsumenten durchaus manchen Punktsieg zu erringen weiß.

Allerdings scheint Regisseur und Drehbuchautor Reitman das Gezerfe um Totenköpfe auf Tabakschachteln eher des milden Spotts als der tiefen Verabscheuung würdig zu sein, weshalb er seine Schläge lieber mit dem komödiantischen Florett als mit dem scharfen Säbel der Satire verteilt. In den Details wird es manchmal trotzdem richtig schön gallig. Ein Juwel ist der Stammtisch der Waffen-, Alkohol- und Tabak-Lobbyisten, wo man sich in der Zahl der errungenen Todesopfer gegenseitig zu übertrumpfen sucht. Einen Stich ins Rührselige hat dagegen Naylors Verhältnis zu seinem halbwüchsigen Sohn, der die aberwitzigen Argumente seines Dads begierig aufsaugt und ihn am Ende zum „König der Märchenerzähler? adelt.

Da hat es die Gegenseite freilich schwer, mit Sympathiewerten dagegenzuhalten. Ein Schelm, wer Böses denkt, dass ausgerechnet unsere hoch verehrte Knittervisage William H. Macy („Fargo?) den obersten Tabakhasser mimen muss. Oder will sich irgendwer von Hollywoods König der Versager das Rauchen abgewöhnen lassen?

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 56sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Lee Armstrong 25.11.200612:00 Uhr

Ein schöner, humorvoller Film über die Macht der Worte. Bemerkenswert fand ich, dass im gesamten Film keine einzige Zigarette geraucht wurde. Ein netter, harmloser Film für einen gemütlichen Abend.

Peaceout 18.10.200612:00 Uhr

Klasse Film!! Endlich mal wieder ein Film, bei dem man lachen kann!! Und gute message=)

Boris Dollinger 08.10.200612:00 Uhr

Mit seinem Langfilmdebüt ist Jason Reitman eine herrliche Satire auf die Meinungsmacheindustrie des Lobbyismus, am Beispiel der Pro- und Anti-Tabak Lobbys, gelungen. Diese ist nicht nur hochklassig besetzt, sondern nimmt gekonnt die kleinen und großen, zumeist erfolgreichen, Manipulationsversuche nicht nur in der PR-Welt aufs Korn. Dass das ganze etwas böser hätte ausfallen können ist durchaus wahr, ebenso dass es zeitweilig sehr amerikanisch wirkt, alles in allem ist Thank you for smoking aber dennoch ein toller Film, der zudem sehr viel Lust aufs zugrundeliegende Buch macht.

Peter Bogdan 20.09.200612:00 Uhr

Selbst der größte Tabakfeind könnte Nick Naylor die Zigarette nicht verwehren und ebenso nicht der Zuschauer, der all die fiesen Tricks und Wort- wie Sinnumdrehungen gegenüber seinen Gesprächspartner offengelegt bekommt, wir lieben diesen Scheißkerl trotzdem oder gerade deswegen, wir lieben ihn so sehr, daß uns ettliche Male unser Lachen fast im Halse stecken bleibt.

Condulezo Rice 17.09.200612:00 Uhr

I think it is a good movie. Unfortunately the language was GERMAN so I didn't understand a word. Nice pictures anyway...

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