The Accountant

The Accountant

Harter Thriller mit Ben Affleck als autistischer Zahlenzauberer, der als Buchhalter für eine Verbrecherorganisation arbeitet.

17.07.2016

Von Dorothee Hermann

Mit seinen eckigen Bewegungen, dem langweiligen Haarschnitt und dem biederen Anzug ist Christian Wolff (Ben Affleck) ein bisschen zu hulkmäßig für einen Typ, wie man ihn dutzendfach in jedem Bankenviertel antreffen kann: Er lebt völlig für sich, pflegt aber ein aufregendes Geschäftsmodell. Sein Talent für Zahlen setzt er für global agierende Verbrecherkonglomerate und korrupte Staatenlenker ein.

Seine gehemmte Körpersprache hat ihren Grund: Der Mann ist Autist, kann solche Einschränkungen aber im Notfall abschütteln und und in deftiger Martial-Arts-Manier blutrünstige Verfolger abwehren. Immer wieder blendet der Film zurück in die dunkelsten Augenblicke seiner Kindheit: Von seinem Vater, einem aktiven Militär, wurde der unbeholfene Junge vor die Wahl gestellt, für immer Opfer zu bleiben – oder sich zu wehren.

Als überaus schlagkräftiger Erwachsener leidet er an quälenden Flashbacks, in denen er sich selbst peinigt und zwanghaft einen alten Kinderreim vor sich hin spricht, wenn ihm die Kontrolle vollends zu entgleiten droht. Du bist anders, das macht den Menschen Angst, hatte sein Vater ihm eingehämmert.

Der actionsatte Thriller von US-Regisseur Gavin O’Connor führt vor, wie dieser Vollstrecker aus Not von allen Seiten unter Druck gerät und aus seiner anonymen Existenz herausgezerrt wird. Nebenbei werden Männlichkeitsmodelle um einen zur Selbstjustiz bereiten Einzelgänger verhandelt, dem weder Staat noch Unterwelt beikommen. Nur eine Buchhalterkollegin (Anna Kendrick aus „Up in the Air“) findet eine Ritze im Charakterpanzer, und im flächigen, meist unbewegten Gesicht des Hollywoodstars darf sich die (unerfüllbare) Sehnsucht des echten Kerls spiegeln.

Respektable Neudefinition des verletzlichen Killers – trotz mitunter verschachtelter Handlungsstränge.