Opulent designter Neo-Film-noir von der Lebendigkeit eines Wachsfigurenkabinetts.

The Black Dahlia

Opulent designter Neo-Film-noir von der Lebendigkeit eines Wachsfigurenkabinetts.

24.11.2015

Von che

The Black Dahlia

In der Skandalchronik Hollywoods, deren aufregendste von Kenneth Anger („Hollywood Babylon?) angelegt wurde, nimmt der Fall einen Ehrenplatz ein. Im Januar 1947 wurde in einem schäbigen Außenbezirk die grässlich verstümmelte Leiche des Filmsternchens Elizabeth Short gefunden. Obwohl die Polizei über hundert Verdächtige ins Visier nahm, darunter Prominente wie den Folksänger Woody Guthrie, wurde der Mord nie aufgeklärt, weswegen noch nach Jahren schaurige Spekulationen ins Kraut schossen.

1987 nahm sich der heutige Kultautor James Ellroy („L.A.Confidential?) in seinem Roman „The Black Dahlia? des Falles an. Mehr als um kriminalistisches Knobeln ging es ihm jedoch um ein Porträt von Los Angeles in den vierziger Jahren mit seinem explosiven Gemisch aus Filmbiz-Gewinnlern, Klein- und Großganoven sowie einer riesigen Reservearmee aus Habenichtsen und Möchtegern-Stars.

Regisseur Brian De Palma („The Untouchables?) folgt in seiner Verfilmung im wesentlichen der verschlungenen Handlung des Romans, in der neben dem Mord Familienabgründe, manipulierte Boxkämpfe, Prostitution und das Schattenreich der Pornofilme eine Rolle spielen. Dazu gesellt sich das Privatleben zweier Cops (Josh Hartnett, Aaron Eckhart), die sich in zunächst glücklicher, später immer quälerischer Menage-à-trois eine blonde Diva (Scarlett Johansson) teilen. Dass bei so vielen Seitensträngen Krimi-Spannung nur mühsam in Gang kommt, versteht sich von selbst.

Allerdings ist auch der knallharte Realismus, mit der Autor Ellroy um Aufmerksamkeit buhlt, De Palmas Sache nicht. Vielmehr gefällt er sich einmal mehr als Retro-Designer ? weniger des historischen Schauplatzes als seiner popkulturellen Repräsentation in klassischen („Tote schlafen fest?) und nachgereichten Films noirs („Chinatown?). Das ginge in Ordnung, hätte sich der Regisseur von deren düsteren Atmosphäre inspirieren lassen, anstatt nur eine Parade der Oberflächenreize abzuhalten: von der schwarzen Zigarettenspitze im Lippenstift-Rot bis zu einer Armada von Edellimousinen. Nicht dass es gänzlich reizlos wäre, durch dieses prall ausstaffierte Mythen-Museum zu spazieren. Doch wenn selbst die Charaktere mehr Wachsfiguren als wirklichen Menschen gleichen, interessiert irgendwann nicht einmal mehr, welchen Reim sich der Film auf den Mord an Elizabeth Short macht.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 02sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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jonina 25.10.200612:00 Uhr

Eine wirre Story, ein vollkommen fehlbesetzer Josh Hartnett und haarsträubend oberflächliche Abziehbildchen-Charaktere in einer fake-40er Jahre Kulisse machen The Black Dahlia zu einer echten Enttäuschung. Einzig Mia Kirshner als Elizabeth Short fällt positiv auf, aber dieser kleine Lichtblick holt den Film auch nicht aus der Mittelmäßigkeit.

Jule 22.10.200612:00 Uhr

Schöne Bilder, verwirrende Handlung, ziemlich oberflächlich und steril

Boris Dollinger 19.10.200612:00 Uhr

Zunächst das Positive: Design und Ausstattung sind Top und fangen die Atmosphäre des alten Hollywoods von 47/48 gut ein. Ebenso ist der Cast von erlesener Auswahl. Nun aber das Negative, von dem es mehr gibt. Läßt sich der Film am Anfang noch sehr viel Zeit zur Einführung der Figuren und des Settings, so wird das Tempo immer hektischer, die Verwebung der Handlungsstränge immer unlogischer und im unspektakulären und aufgesetzten Finale bedient sich DePalma eines deus ex machina um den Fall noch zu einer, unplausiblen, Auflösung zu bringen. Trotz des tollen Dekors will aufgrund der wirren Story dabei dann leider auch nie wirkliches Noir-Feeling aufkommen. Wer dies sucht, sollte lieber zum sehr viel atmosphärischeren, mit einem Bruchteil des Budgets gedrehten, kürzlich, hier wiederum aber nur im EM in Stuttgart, angelaufenen Neo-Noir-Glanzstück "Brick" greifen. Bald hoffentlich auf DVD. Die schwarze Dahlie dagegen kann man getrost meiden...sie stellt leider nur eine verpasste Chance dar.

Sebastian 10.10.200612:00 Uhr

Wer 50er Jahre mag, sich für die Geschichte und den Realismus von LA und Hollywood interessiert so ist dieser Film mit guten Schauspielerischen Leistungen ein gelunger Kinofilm für einen gemütlichen Kinoabend. Wenn er auch nicht zu den Top Ten des Jahres gehört.