The Death of Stalin

The Death of Stalin

Politsatire über das Chaos, das sich im Mai 1953 hinter den politischen Kulissen in der Sowjetunion abspielt, während Stalin im Sterben liegt.

26.03.2018

Von Dorothee Hermann

The Death of Stalin

Zu einem Zeitpunkt, an dem sich das Klima zwischen dem sogenannten Westen und Russland rapide abkühlt, kommt nun die kälteste Phase der untergegangenen Sowjetunion auf die Leinwand. Die Graphic Novel von Fabien Nury und Thierry Robin, die den Film inspirierte, konzentriert sich auf das, was ihr Ende markiert: Stalins Tod am 1. März 1953.

Nah an den physischen Sterbe-gegebenheiten liegt der gefürchtete Diktator in einer Urinpfütze, während die Mächtigsten des Landes einander belauern, um rechtzeitig zur Stelle zu sein, wenn der Platz an der Spitze neu ausgekungelt wird. Medizinische Hilfe ist zunächst nicht zur Stelle, hat doch Stalin die besten Ärzte längst deportieren lassen. Und die verbliebenen starken Männer müssen erst einmal klären, wer wen anrufen darf, ohne sich selbst verdächtig zu machen. Denn Geheimdienstchef Beria (trügerisch rundlich-elegant: Simon Russell Beale) lässt seine massenhaften Verhaftungsaktionen selbstverständlich auch in dieser kritischen Stunde weiterlaufen.

Dennoch weht ein Hauch von Monty Python durch die Szenerie, und das nicht nur, weil Monty-Python-Veteran Michael Palin in die Rolle von Außenminister Molotow geschlüpft ist. Doch der schottische Regisseur Armando Iannucci schafft es immer wieder, dass einem noch vor dem bizarr-sten Setting das Lachen in der Kehle stecken bleibt – als hätte einem jemand unvermittelt eine Schlinge um den Hals gelegt. Den Blick hinter die Kulissen der Macht hat der Regisseur in London („The Thick of it“) und im Weißen Haus („Veep“) getestet, bevor er sich den Kreml vornahm.

Der geplante Kinostart in Russland Ende Januar fiel wegen Empörung aus. Die Begründungen variieren: Stalin werde ins Lächerliche gezogen oder brutalisiert – jeweils mit dem Motiv, die Russische Föderation in ein schlechtes Licht zu setzen. Auf der Leinwand ist der Diktator ein kleiner schnauzbärtiger Typ, der Western (er sagt „Cowboyfilm“) liebte und in seinen letzten Momenten ausgerechnet ein Hoch auf das (US)-Kino ausbringt: „Lang lebe John Wayne! Lang lebe John Ford!“

Ganz westernmäßig ist der gesamte Film als Showdown aufgezogen: mit einem nervös-intriganten Steve Buscemi („Pulp Fiction“) als Chruschtschow und Jason Isaacs als schneidigem Feldmarschall („Ich habe schon Hitler besiegt!“) Schuko.

Subversive Comicverfilmung, die Stalins Gewaltregime und Ende mit einer Prise Monty Python angeht.

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Erstellt:
26.03.2018, 23:55 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 08sec
zuletzt aktualisiert: 26.03.2018, 23:55 Uhr

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