Good Guy oder eiskalter Kriegsstatistiker? Das weiß man bei McNamara auch nach dem Film nicht so genau.

The Fog of War

Good Guy oder eiskalter Kriegsstatistiker? Das weiß man bei McNamara auch nach dem Film nicht so genau.

24.11.2015

Von Dorothe Hermann

The Fog of War

Wie am Planungstisch der Generäle kann man sich mit Robert S. McNamara immer noch fühlen. In Errol Morris? Dokumentarfilm spricht der ehemalige US-Verteidigungsminister, Jahrgang 1916, sehr offen über die Kuba-Krise und den Zweiten Weltkrieg. Durch US-Brandbomben auf japanische Städte starben damals beinahe eine Million Zivilisten. „Hätten wir den Krieg verloren, wären wir als Kriegsverbrecher verurteilt worden.?

Erst in den Jahren des eskalierenden Kriegs in Vietnam sieht man einen seltsam unentschiedenen, zweifelnden McNamara. Einerseits Gegenspieler des kriegstreiberischen Präsidenten Johnson ? „hätte Kennedy noch gelebt, wäre es anders ausgegangen?. Andererseits war es McNamara, der den Befehl zum Einsatz des hochgiftigen Kampfstoffs Agent Orange erteilte.

Ende 1967 schied er überraschend aus dem Amt. „Warum haben Sie sich danach nicht offen gegen den Krieg ausgesprochen?? fragt die Stimme des Regisseurs aus dem Off. Eine direkte Antwort darauf gibt es nicht. Worin man aus McNamaras Perspektive eine gewisse noble Loyalität sehen könnte.

Die geschmeidige Effizienz der Macht entfaltet auch in diesem Film ihren Sog, verstärkt durch die Musik von Philip Glass, die den Start eines Kampfbombers ebenso elegant ästhetisiert wie den Fernschreiber, aus dem im Oktober 1962 Chruschtschows Ultimatum tickert.