The Prestige - Meister der Magie, Originalfassung
Die Vereinigten Staaten bestehen bekanntlich aus zwei Welten: einer großstädtischen, liberalen, gebildeten und einer ländlichen, gottesfürchtigen, geistig eher schlichten. Wenn die beiden sich begegnen, wird es heikel ? zumindest im Kino, wo diese Art von Kulturclash beinahe schon ein eigenes Genre bildet.
Die jüngste Variation stammt von Independent-Regisseur Phil Morrison und geht so: Die Galeristin Madeleine aus Chicago hat beruflich im tiefsten Hinterwald zu tun, und weil die Familie ihres frisch angetrauten Gatten George ganz in der Nähe wohnt, entschließen sich die beiden zu einem Besuch. Vom ersten Händedruck an schlägt der weltgewandten Intellektuellen eine gleichgültige bis feindselige Stimmung von Seiten ihrer knapp oberhalb des White Trash angesiedelten Neu-Verwandtschaft entgegen ? nur die hochschwangere Schwägerin ihres Mannes überschwemmt sie mit penetranter Herzlichkeit. Andererseits steht Madeleines instrumentelle Höflichkeit immer dicht an der Schwelle zur Arroganz.
Wie ihr Gatte, der sich meistens nach irgendwohin verzieht, hält sich auch Regisseur Morrison zunächst aus dem Konflikt heraus und beobachtet des Kommunikations-Desaster unterkühlt und aus der Distanz. Statt sich auf eine Seite zu schlagen, zeichnet der Spielfilm-Debütant bewusst vieldeutige Milieubilder. Eines der schönsten führt in den Bibelkreis, wo der solchem Ritual längst entfremdete George zum Vorsingen eines Kirchenliedes genötigt wird ? und dabei mehr bei sich selbst ist als davor und danach.
Im zweiten Abschnitt werden dann aber doch noch einige Plus- und Minuspunkte verteilt. Als klare Verliererin geht Madeleine vom Feld, deren tolerantes Weltbild im Business-Ernstfall kläglich in sich zusammenfällt. Zur heimlichen Heldin (inklusive Oscar-Nominierung für Amy Adams) avanciert dagegen Ashley, die schwangere Schwägerin, die kraft ihrer herzensguten Einfalt als einzige das Fremde als Bereicherung annimmt. Georges Schlusswort, als man schon wieder im Auto nach Chicago sitzt, gerät insofern zur Bankrotterklärung: „Ich bin froh, dass wir es hinter uns haben".