The Revenant - Der Rückkehrer

The Revenant - Der Rückkehrer

Abenteuerdrama mit Leonardo DiCaprio als Trapper, der nach einer Bärenattacke allein in der Wildnis zurückgelassen wird.

04.01.2016

Von Klaus-Peter Eichele

The Revenant - Der Rückkehrer

Wo heute der Yellowstone-Nationalpark zu gepflegtem Naturerleben einlädt, war vor 200 Jahren ein lebensgefährliches Pflaster. Das bekommt im neuen Film von Alejandro González Iñárritu („Babel“, „Birdman“) gleich in der Anfangssequenz ein Trupp Trapper zu spüren. Nach einem Überraschungsangriff von Indianern, die sich gegen den Raubbau an ihrer Heimat wehren, sind von ursprünglich 40 Pelzjägern nur noch zehn übrig.

Einem der Überlebenden steht das Schlimmste aber erst noch bevor. Denn auf dem Rückweg durch unwegsames Gebirge wird dieser Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) von einem Grizzly, der seine Brut verteidigt, attackiert und beinah zu Tode zerfleischt. Von seinen Jagdgenossen anfangs noch mitgeschleppt, wird der vermeintlich im Sterben Liegende schließlich allein in der Wildnis zurückgelassen. Als letzter macht sich sein zum Totengräber bestimmter Gefährte Fitzgerald (Tom Hardy) aus dem Staub – nicht ohne vorher Glass‘ Sohn umgebracht zu haben.

Doch gegen jede medizinische Logik kommt der Schwerstverletzte wieder auf die Beine. Erst auf allen Vieren, dann hinkend am Stock versucht er, die rettende Zivilisation zu erreichen – angetrieben vom Gedanken, den Mord an seinem Sohn zu rächen. Weder die Kälte des einbrechenden Winters, akuter Nahrungsmangel (anfangs ernährt sich Glass vom Mark verrottender Knochen) noch die Nachstellungen feindlich gesinnter Indianer brechen seinen Überlebenswillen – vielmehr schafft er es zwischendurch sogar noch, eine Vergewaltigung zu unterbinden.

Diese Geschichte von Verrat, Durchhaltevermögen und Vergeltung ist eigentlich nur filmische Dutzendware, doch wird sie von Iñárritu und seinem Kameramann Emmanuel Lubezki („Gravity“) sehr ansehnlich illustriert. Furios inszeniert sind die Actionszenen; Glass‘ Kampf mit dem Bären, der seinen Leib regelrecht zerfetzt, raubt den Atem. Dazu gesellen sich famose Landschaftsbilder und ethnolyrische Passagen, mit denen sich Iñárritu von älteren Western, die die amerikanischen Ureinwohner meist zu hinterhältigen Kobolden degradiert haben, distanziert.

Aber auch DiCaprios Schmerzenstrip, auf dem sein Körper in Stromschnellen oder beim Sturz in einen Abgrund immer noch mehr geschunden wird (und sich in den warmen Eingeweiden eines Pferdekadavers wieder erholt), ist phasenweise von großer Intensität. Ob ein Schauspieler, der einen Film lang mehr grunzt als spricht, den Oscar bekommt, muss man allerdings abwarten.

Ruppiger Schneewestern mit fadem Plot – tolle Bilder und wuchtige Action machen das wett.

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Erstellt:
04.01.2016, 11:11 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 08sec
zuletzt aktualisiert: 04.01.2016, 11:11 Uhr

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Rainer Unsinn 09.01.201617:15 Uhr

Da ab jetzt unter Klarnamen (I luv this word) veröffentlicht wird, muss ich mich im Zaume halten. Also: Ich ging in den Film und war zu 80% begeistert: Großartige Landschaftsaufnahmen, knallharte Indianerkämpfe und ein Leonardo, der sich mal wieder richtig ins Zeug (hätte fast Pferd geschrieben, lach) legt! Die letzten 20 % fand ich nicht so gut, blöde Handlung, dumme Schlusspointe mit dem Begriff Rache (was spielt das schon für ne Rolle beim Kampf Mann gegen Mann). Einige Fragen warfen sich auf, vielleicht kannst Du sie mir beantworten: 1.) Ist es medizinisch möglich, die Finger zu bewegen, nachdem die Hand von einem Messer durchstochen wurde? 2.) Ist es historisch belegt, dass die Trapper im tiefsten Indianerland ständig ein riesiges Lagerfeuer entzündeten? 3.) Ist es ratsam, im Winter immer wieder komplett bekleidet durch Flüsse zu waten? Und eine große Bitte an das Nobel-Preis-Komitee: Bitte Bitte BITTE gebt dem Leonardo den Oscar, der bringt sich ja sonst noch um für seine Filme!