The last of us

The last of us

Halb Abenteuerfilm, halb philosophische Parabel über einen Afrikaner, der auf dem Meer verloren geht.

13.05.2016

Von Klaus-Peter Eichele

Filme über die gefährliche, oft tödlich endende Flucht von Afrikanern übers Mittelmeer gibt es mittlerweile einige. Das Langfilm-Debüt des tunesischen Videokünstlers Ala Eddine Slim ist aber etwas Besonderes. Es zeigt nicht die physische Realität der Flucht, sondern nimmt ihre tiefenpsychologische und philosophische Dimension ins Visier. Dafür braucht es keinen Dialog: der Wind, das Rauschen, das Rollen der Räder genügen als akustische Kulisse.

Der Anfang ist noch konventionell: Ein Afrikaner, offenbar aus den südlichen Gefilden Afrikas, hat es zu Fuß bis an die Küste geschafft. Doch die bereits bezahlte Überfahrt nach Europa scheitert an einem Überfall. Verzweifelt stiehlt der Namenlose ein winziges Fischerboot und macht sich auf eigene Faust auf den Weg übers Meer.

An diesem Punkt verlässt der Film den Pfad der Empirie und wechselt auf die Seite des Traums. Just als das Benzin ausgeht, sieht der Flüchtling ein rettendes Ufer vor sich. Der Landstrich, möglicherweise eine Insel, mutet idyllisch an, steckt aber auch voller Gefahren. Ein uralter Einsiedler nimmt sich des Gestrandeten an und lehrt ihn das Überleben in der Wildnis, mit der der Ankömmling zunehmend verschmilzt.

Leicht zu entschlüsseln ist diese Allegorie nicht. Nahe liegt, dass es sich um den Assoziationsreigen eines Sterbenden handelt. „Tausende Flüchtlinge verschwinden auf dem Weg nach Europa spurlos, der Protagonist ist einer von ihnen“, sagt der Regisseur. Das erklärt manches, aber nicht alles. Die Bilder dieser eigentümlichen Robinsonade sind freilich so wirkmächtig, dass man sich ihnen, auch ohne die Bedeutung vollständig zu durchdringen, anvertrauen kann. Neulich beim Festival in Venedig gewann „The Last Of Us“ den Preis für den besten Erstlingsfilm.