Three Billboards outside Ebbing, Missouri

Three Billboards outside Ebbing, Missouri

Nach dem Mord an ihrer Tochter sorgt Mildred mit riesigen Werbetafeln für Aufruhr bei der Polizei.

22.01.2018

Von Madeleine Wegner

Three Billboards outside Ebbing, Missouri
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Drei. Zwei. Eins. Und schon ist Bewegung in dem lahmen Nest. Eins: „Im Sterben vergewaltigt.“ Zwei: „Und immer noch keine Festnahmen.“ Drei: „Wie kommt’s, Chief Willoughby?“ Entlang der Straße hat Mildred Hayes (erneut Oscar verdächtig: Frances McDormand) riesige Werbetafeln mit Plakaten bekleben lassen. Hier am Straßenrand wurde ihre Tochter vergewaltigt und ermordet.

Doch das ist mittlerweile sieben Monate her und Mildred hat den Eindruck, dass die Polizei lieber Schwarze verprügelt anstatt den Mörder ihrer Tochter zu finden. Mit ihrer Billboard-Aktion hat die resolute Frau ins Wespennest gestochen: Das Polizeirevier ist in heller Aufruhr, der Chief stattet der Mutter höchst persönlich einen Besuch ab und erklärt, er würde ja gern und hätte schon längst, wenn es denn nur Spuren gebe. Dies ist freilich nur der Anfang.

Regisseur Martin McDonagh („Brügge sehen… und sterben?“, „7 Psychos“) schafft es, den Spannungsbogen nie durchhängen zu lassen. Das liegt nicht nur an der Entwicklung der Geschichte, sondern auch an jeder einzelnen Figur darin und an den hervorragenden Schauspielern. Und natürlich an Mildreds herrlichen Fluchereien. Eine der genüsslichsten Szenen in dieser Hinsicht: wie sie den scheinheiligen Pfarrer wortgewaltig aus ihrem Haus befördert. Wie im Vorbeifahren in einer Art Zeitlupe greift der Film die Themen Rassismus, Sexismus, Wutbürgertum und Polizeigewalt auf.

Ob Chief Willoughby (Woody Harrelson), das stets gewaltbereite Muttersöhnchen Dixon (Sam Rockwell), der kleinwüchsige und gutmütige James (Peter Dinklage) oder Mildreds Sohn Robbie (Lucas Hedges): Jeder macht eine Entwicklung, gar Wandlung durch – oder erscheint schlichtweg bald in einem ganz anderen Licht. Hier changieren die Figuren, sie lassen sich nicht in eine Schublade stecken, erstarren nicht zu Stereotypen. Sie ermöglichen glaubwürdige Wendungen.

Zu den weniger gelungenen Kniffen zählt die Rückblende, die den vermutlich letzten Augenblick zwischen Mutter und Tochter Angela zeigt – ein Abschied im Streit. Das wäre schlichtweg nicht nötig gewesen. Denn dieser Film strotzt vor Emotionen, die hinter einer kühlen Fassade brodeln.

Großartiger Film mit vereinzelten Schönheitsfehlern, über die man hinwegsehen kann. Eindeutige Empfehlung.

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Erstellt:
22.01.2018, 16:48 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 22.01.2018, 16:48 Uhr

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Elli Emann 28.01.201808:39 Uhr

Der Film ist in vielerlei Hinsicht wirklich ausgezeichnet. Bleibt zu hoffen, dass dies bei den Oscar-Verleihungen (er ist in einigen Kategorien nominiert) adäquat zum Ausdruck kommt..