Interview

Tiefkühlpizza gab‘s in 30 Jahren nur einmal

Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer verraten zum Jubiläum, dass die Maskenbildnerin von der Ostsee kommt, einmal Zucker und Salz verwechselt wurden und es Zuschauer in Singapur gibt.

24.03.2018

Von Cristina Priotto

So kennt man Martina Meuth und Bernd „Moritz“ Neuner-Duttenhofer: Die Hopfauer Fernsehköche tischen seit 1988 regelmäßig vor der Kamera einfallsreiche Gerichte auf. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der TV-Präsenz wird am heutigen Samstag, 24. März, eine besondere Sendung mit Dietmar Bär, Denis Scheck und Yvonne Willicks ausgestrahlt. Deshalb beginnt sogar die „Sportschau“ etwas später. Archivbild: Priotto

So kennt man Martina Meuth und Bernd „Moritz“ Neuner-Duttenhofer: Die Hopfauer Fernsehköche tischen seit 1988 regelmäßig vor der Kamera einfallsreiche Gerichte auf. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der TV-Präsenz wird am heutigen Samstag, 24. März, eine besondere Sendung mit Dietmar Bär, Denis Scheck und Yvonne Willicks ausgestrahlt. Deshalb beginnt sogar die „Sportschau“ etwas später. Archivbild: Priotto

SÜDWEST PRESSE: Hätten Sie 1988 gedacht, dass Sie sich (mindestens) 30 Jahre lang beim Kochen mit Kameras

begleiten lassen würden?

Martina Meuth: Damals hatten wir uns natürlich überhaupt keine Gedanken gemacht, wie lange dies laufen würde. Wir hatten uns gefreut, dass wir die Chance bekamen, den „Ratgeber Essen und Trinken“ zu übernehmen, und wir freuten uns über den Erfolg, den wir damit in der ARD am Sonntagnachmittag hatten. Die Quoten waren von Anfang an bestens.

Erinnern Sie sich noch an den

ersten Drehtag?

Sehr gut. Wir wollten ein Ostermenü produzieren, hatten schon im Dobeltal die Stellen ausgemacht, wo die schönsten Wildkräuter wachsen – und in der Nacht vor dem Dreh fielen 60 Zentimeter Schnee. Die Fernseh-Crew musste erst Schnee schippen, damit der Übertragungswagen hinterm Haus Platz finden konnte. „Wir sind doch vom Fernsehen“, haben die gemault.

Wieviel Schminke/Maske ist üblich?

Zu Beginn wurde enorm dick aufgetragen, und wir wurden manchmal wie für einen festlichen Abend zurecht gemacht – wogegen wir uns mehr oder weniger gut wehren konnten: Im Fernsehen gezeigt zu werden, war eben etwas Besonderes. Aber dann kam unsere Maskenbildnerin Beate Hentzschel zu uns, inzwischen seit mehr als 25 Jahren, und alles wurde anders, sehr viel alltagsgerechter und natürlicher. Anfangs kam sie von Stuttgart ins Glatttal, seit ihrem Umzug an die Ostsee nimmt sie regelmäßig zehn Stunden Fahrt dafür in Kauf. Aber Maske ist nötig – ohne sie zeigt die Kamera hässliche Flecken. Und es muss auch während des Drehs immer wieder mit Puder und Farbe aufgefrischt werden.

Woher haben Sie, Frau Meuth, immer die zum jeweiligen Rezept passenden Ohrringe oder Ketten?

Die stammen von einer Glaskünstlerin, die im selben Ort lebt, wie unsere „Maske“ Beate. Sie brachte mir eines Tages einen Ohrring mit, eine Zitrone, die mich so begeistert hat, dass wir ins Gespräch mit der Künstlerin kamen. Seither entwickeln wir beide miteinander immer neue Ideen, was man alles ans Ohr oder um den Hals hängen kann – möglichst natürlich Sachen, die zum Thema der Sendung passen.

Herr Neuner-Duttenhofer: Wie
umfassend ist Ihre Sammlung an Fleischwölfen mittlerweile?

Bernd Neuner-Duttenhofer: Auf den Stahlschienen, die wir in die Wand eingelassen haben, um sie zu tragen, ist weder Platz noch können sie noch mehr vom stattlichen Gewicht fassen, deshalb ist jetzt ein Stopp angesagt – es sei denn, es findet sich ein Modell, das noch in der Sammlung fehlt. Es sind nicht nur verschiedene Fleischwolf-Modelle, sondern auch Bohnenschnibbler, Gemüseraspler und -schneider, Fruchtpressen, Apfel- und Kartoffelschäler, Bröselreiben, Getreide-, Mandel- und Mohnmühlen, Nudelpressen und -walzen, Aufschnittmaschinen, Kirschentkerner, denen allen gemeinsam ist, dass sie Kurbeln zum Drehen haben.

Mal ehrlich: Wer kocht besser:
Martina oder Moritz?

Moritz: Natürlich Martina!
Martina: Jedenfalls koche ich häufiger – und Sie wissen ja: Übung macht den Meister!

Welche Promis stehen in der Jubiläumssendung heute mit am Herd?

Dietmar Bär, Tatort-Kommissar aus Köln, Denis Scheck, Literaturkritiker der ARD und Yvonne Willicks, Haushaltsexpertin des WDR. Der Dreh war ein wunderbarer Spaß, es ist eine sehr lustige Sendung geworden.

Was halten Sie von Ernährungstrends wie Paleo-Diät, Low-Carb
und Co.?

Wir finden jede Einseitigkeit blöd! Warum sollten wir essen wie in der Urzeit (Paleo) oder auf Kohlenhydrate verzichten (Low Carb)? Die Welt bietet eine herrliche Vielfalt von Zutaten und Lebensmitteln – davon eine ausgewogene Mischung. Erst dann hat man doch wirklich alles, woraus man gut kochen kann. Viel wichtiger als solche Schlagworte finden wir: Kaufen, Kochen und Essen à la Saison. Frische Zutaten, nach der Jahreszeit, aus der Region, von verantwortungsbewussten Landwirten und fantasievollen Gärtnern, Metzgern, Bäckern und Fischhändlern, die ihr Handwerk verstehen und mit Leidenschaft für gute Qualität sorgen.

In welcher Küche kochen Sie am liebsten: Im Apfelgut oder in der Kochschule im Farrenstall? Warum?

Wir haben in beiden Küchen verhältnismäßig viel Platz und jeweils eine perfekte Ausstattung
– mehr braucht man eigentlich nicht. Im Gutshaus reicht es gerade für uns und bis zu zwölf Kochschüler. Für eine größere Gruppe hat der Farrenstall weitaus mehr Platz. Das Fernsehen war von dem höheren Raum und den besseren Möglichkeiten der Kochschule sofort sehr angetan und ist mit Begeisterung umgezogen. Im eigenen Haus ist der technische und personelle Aufwand doch eine Belastung. Für die Kochkurse im Farrenstall ist die Nachbarschaft des Gemüsegartens ein immenser Vorteil, denn man kann erst mal darin herumspazieren und sich vom Angebot inspirieren lassen.

Können Sie ein Essen im Restaurant, das Sie nicht selbst gekocht haben, überhaupt genießen?

Wenn es gut ist, natürlich! Gerade vergangene Woche hatten wir das Glück, grandios zu essen: Im „Purs“ in Andernach.

Schauen Sie auch andere Kochsendungen im Fernsehen an? Wenn ja, welche?

Oh je, es gibt ja so viele, soviel Zeit haben wir nicht. Ab und zu gucken wir „Kitchen Impossible“, das ist eine wirklich witzige Idee, und man kann immer wieder staunen, wie viele unterschiedliche Möglichkeiten es in der Küche gibt, und wie sich selbst hochdekorierte Köche blamieren können.

Welches ist jeweils Ihr persönliches Lieblingsgericht? Was mögen Sie
gar nicht?

Ein einziges Lieblingsgericht? Das wäre uns zu wenig. Martina liebt alles, was aus Asien kommt: Wok-Gerichte, Thai-Küche, Chinesisch oder Vietnamesisch. Moritz liebt Kartoffelsalat, aber auch die japanische Küche, vor allem Sushi und Sashimi. Beide lieben wir alles, was gut ist – je nach Jahreszeit und Befindlichkeit: Mediterran, klassisch Französisch oder auch ganz einfach, zum Beispiel Maultaschen – aber bitte selbstgemacht.

Welches war die schönste Zuschauerreaktion oder -zuschrift?

Wir kriegen wirklich unglaubliche Mengen an liebenswürdigen Zuschriften, es ist immer wieder eine Freude. Besonders witzig war es diese Woche auf der Messe „ProWein“ in Düsseldorf: Ein Herr chinesischen Aussehens kam auf uns zu und sagte: „Sie sehe ich immer im Fernsehen – gefällt mir sehr!“. Es stellte sich heraus: Der Mann lebt in Singapur – und schaut die Sendung auf der Deutschen Welle.

Gab’s bei Ihnen auch schon mal
Tiefkühlpizza?

Ja, einmal. Aber die landete im Müll, auch wenn man kein Essen wegwerfen sollte. Aber diese Tiefkühlpizza hatte so gar nichts mit dem zu tun, was wir selbstgemacht aus dem Pizzaofen holen
– das war eine Art Pressspanplatte mit scheußlichem roten Aufstrich. Das konnten wir nicht essen.

Was war das größte Missgeschick in der Küche oder bei einer Fernseh-Aufzeichnung?

Eine Tarte Tatin. Es sollte eine herbstliche Version sein, mit eingeweichtem Backobst und Birnen. Beim Karamellkochen verhielt sich der Zucker schon ziemlich merkwürdig: Er wurde und wurde nicht richtig braun. Als dann der Teigdeckel aufgelegt und die Form im Ofen war, merkte ich beim Abschlecken der Finger: Ich hatte Salz statt Zucker genommen. Gesehen hat man’s zwar nicht, aber das Team war traurig: denn diese Tarte Tatin konnte man wirklich nicht essen.

400 Sendungen, 3500 Rezepte in
30 Jahren: Haben Sie auch schon mal ans Aufhören gedacht?

Nein, warum? Solange uns noch was einfällt, die Zuschauer Spaß an unseren Rezepten und Ideen haben – solange machen wir mit Vergnügen weiter.

Wie wird das Jubiläum gefeiert?

Mit einem neuen Buch: „Unsere Lieblingsrezepte aus 30 Jahren“ und mit unserer Küchenparty, die heute, Samstag, 24. März, um 17.45 Uhr im WDR-Fernsehen gesendet wird. Da es eine Doppelsendung ist, die eine ganze Stunde lang dauert, muss sogar die Sportschau diesmal warten.

Zu den Personen:

Bernd „Moritz“ Neuner Duttenhofer und Martina Meuth sind seit 1983 verheiratet und leben auf dem „Duttenhofer‘schen Apfelgut“ im Sulzer Stadtteil Hopfau.

Meuth arbeitete nach der Journalistenschule zuerst bei den Zeitschriften „Eltern“ und „freundin“, von 1980 bis 1985 als Leiterin des Kochressorts. Neuner-Duttenhofer studierte Theatergeschichte, arbeitete als freier Kochbuchautor, leitete ab 1975 bei „Meine Familie & Ich“ das Kochressort und war ab 1981 stellvertretender Chefredakteur.

Seit 1985 ist das Paar selbstständig, moderierte zunächst die ARD-Fernsehsendung „Ratgeber Essen und Trinken“, die seit 1994 im WDR unter dem Titel „Servicezeit Essen und Trinken“ läuft. Viele Bücher verfasste das Duo, erhielt etliche Preise und bietet in der Kochschule im einstigen Hopfauer Farrenstall Kurse an.