Brutalschöner Thriller von David Cronenberg über eine Londoner Hebamme, die der Russenmafia ins Gehege kommt.

Tödliche Versprechen

Brutalschöner Thriller von David Cronenberg über eine Londoner Hebamme, die der Russenmafia ins Gehege kommt.

23.11.2015

Von che

Tödliche Versprechen

Was ist bloß in David Cronenberg gefahren? Statt kunstig versponnener Vexierbilder, wie man sie von ihm kennt und schätzt („eXistenZ?, „Spider?), knallt er uns diesen schlicht gestrickten Krimi vor den Latz. Kein doppelter Boden weit und breit.

Ärgern muss man sich deswegen aber nicht, denn auch im Bannkreis des Genrekinos bleibt der Kanadier ein Ausnahmekönner. Der Plot lässt ? nicht ganz taufrisch ? eine blonde Unschuld (Naomi Watts) in das reich des Bitterbösen hinabtauchen. Der Londoner Hebamme stirbt eine blutjunge Frau bei der Geburt ihres Kindes unter den Armen weg. Die Suche nach Angehörigen führt in ein russisches Restaurant, hinter dessen heimeliger Fassade sich das Hauptquartier barbarischer Mafiosi verbirgt.

Dieser mit Armin Mueller-Stahl, Viggo Mortensen und Vincent Cassel schillernd besetzten Totmacher-Runde kommt die nassforsch nachhakende Hobbydetektivin immer unverschämter ins Gehege. Als interessanteste Figur schält sich der vorgebliche Handlanger Nikolai („ich bin nur der Fahrer?) heraus, die Mortensen einen virtuosen Drahtseilakt zwischen Beschützer und Bestie ermöglicht.

Cronenberg wiederum mischt leichthändig nachtschattige Unterwelt-Atmosphäre mit archaisch anmutenden Männerritualen und einer Prise Sozialkritik zu einem äußerst sättigenden Stück Suspense-Kino (auch wenn die ultrabrutalen Einschübe manchem vielleicht den Appetit verderben).

An die Qualität seines letzten, Oscar-dekorierten Films „A History Of Violence?, der Kunst und Genre perfekt in Einklang gebracht hat, reicht es aber nicht heran.