Todesfall

Tönnies: Ein Leben auf der Kippe

Der Duisburger Stürmer, der einst Oliver Kahn den Ball fünf Mal um die Ohren haute, stirbt mit 57 Jahren.

28.01.2017

Von SID

Michael Tönnies als Stadionsprecher beim MSV. Foto: Eibner

Michael Tönnies als Stadionsprecher beim MSV. Foto: Eibner

Duisburg. Michael Tönnies war einfach Michael Tönnies. Als er die Bundesliga mit fünf Toren in 57 Minuten erschüttert hatte, legte er sich am 27. August 1991 eine wärmende Decke um die Schultern – vom höchst aufgeregten TV-Reporter war er zu keiner emotionalen Regung zu bewegen. „Nee, nee“, fünf Tore, daran könne er sich nicht erinnern. Wohl einfach mal Glück gehabt, stieß er unter seinem struppig-blonden Schnäuzer hervor.

Trocken wie Kohle. Genauso feierte er auch, dass er 1991 beim 6:2 seines MSV Duisburg gegen den Karlsruher SC einem vor Wut schäumenden Oliver Kahn, damals 22, die Bälle rechts und links um die Ohren gezwirbelt hatte. Darunter dreimal vor der Wodka-Gorbatschow-Werbebande in fünf Minuten.

Der am Donnerstag mit nur 57 Jahren verstorbene frühere Bundesliga-Stürmer war ein Mann mit einer erstaunlichen Geschichte. Er rauchte, er zockte, er trank. „Beim Saufen und Laufen war ich immer der Letzte“. 2005 erhielt er eine Nachricht, die sich für ihn wie ein Todesurteil anhörte: Lungenemphysem. 2013 bekam er eine Spenderlunge. Es ging wieder aufwärts. Zuletzt war er beim MSV Duisburg stolzer Co-Stadionsprecher und las vor den Spielen die Zebra-Aufstellung vor. Er lebte: „Es ist ein Segen“, sagte er. Nun kam unerwartet die Todesnachricht. sid

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Erstellt:
28.01.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 40sec
zuletzt aktualisiert: 28.01.2017, 06:00 Uhr

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